Ulla-Schmidt-Klage : Spaß oder Gesundheit
Alte Menschen mit niedriger Rente werden nach der Gesundheitsreform von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt vor die Wahl gestellt: Wenn sie gesund sein wollen, geht ihr Taschengeld für Praxisgebühren und höhere Zuzahlungen für Medikamente aus. Der Preis dafür: Sie müssen auf das verzichten, was ihnen Spaß macht: Frisörbesuche, Zeitschriften oder Kosmetik. Entweder die Altenheimbewohner gönnen sich weiterhin die kleinen Freuden des Lebens, oder sie haben kein Geld mehr für ihre Medikamente.
KOMMENTAR VON NATALIE WIESMANN
Auch wenn die Klage des Dortmunders Bernd Harnacke eher symbolischen Wert hat: Zu Recht behauptet er, dass das Bundesgesundheitsministerium unterlassene Hilfeleistung betreibe. Die Gesundheitsreform muss gerecht bleiben, darf keine Entscheidung zwischen körperlichem Wohlbefinden und den kleinen Freuden des Lebens. Niemals würden sich Ulla Schmidt oder andere Politiker vor solch eine Entscheidung stellen lassen. Vielleicht müssten sie erst einmal so krank werden wie Ex-Gesundheitsminister Horst Seehofer (CDU) es war, um einsichtig zu werden. Bis dahin entscheiden Gesunde und Reiche über die Gesundheit von Armen: So wird im nächsten Jahr der Zahnersatz völlig aus den Kassenzahlungen herausgenommen. Wenn wir dann irgendwann mal in dem Alter angekommen sind, wird man Arm und Reich schon daran erkennen können, wer Gebissträger ist oder zahnlos.