Uganda: Krieg unter LRA-Rebellen
Laut Medienberichten sind mehrere hochrangige Kommandeure der Rebellengruppe in Kongo in Haft genommen worden. Auslöser dafür waren interne Machtkämpfe.
BERLIN taz In der für ihre Brutalität berüchtigten Rebellenbewegung LRA (Lords Resistance Army) aus dem Norden Ugandas ist offenbar ein heftiger Machtkampf ausgebrochen, der die Chancen auf ein Ende des LRA-Krieges erhöht. Nach ugandischen Medienberichten sind mehrere hochrangige LRA-Führer aus den Stützpunkten der Rebellenbewegung in der Demokratischen Republik Kongo geflohen und in Haft geraten.
Die Autonomieregierung des Südsudans, die aus der ehemaligen dortigen Rebellenbewegung SPLA (Sudanesische Befreiungsarmee) besteht, dementierte zwar die Festnahme dreier LRA-Kommandanten, aber erst nachdem SPLA-Quellen gegenüber der unabhängigen ugandischen Tageszeitung Monitor die Ankunft der drei Kommandeure Caesar Acellam, Kwoleyo und Smart Okello sowie acht weiterer LRA-Kämpfer bestätigt hatten.
Die drei Kommandeure würden in einer SPLA-Basis im südsudanesischen Maridi festgehalten, hieß es. Ihre Flucht sei Ergebnis eines mit Waffengewalt ausgetragenen Machtkampfes in ihrer Bewegung. LRA-Oberst Kwoyelo habe eine Kugel im Hintern. Kommandant Acellam, langjähriger LRA-Geheimdienstchef und zuletzt Kommandeur einer 700 Mann starken Rebelleneinheit innerhalb Südsudans, war erst vor kurzem zum LRA-Hauptquartier im gewechselt.
Weiter wurde bekannt, dass die Nummer drei der LRA, Patrick Opiyo Makasi, in Kongos Hauptstadt Kinshasa in Haft sitzt. Opiyo soll bereits vor zwei Wochen im nordostkongolesischen Isiro von der kongolesischen Armee verhaftet worden sein, als er mit seiner Familie unterwegs war, um sich der UN-Mission im Kongo (Monuc) zu stellen. Der 36-Jährige war als Kind von den LRA-Rebellen entführt worden, stieg in den engsten Vertrautenkreis Konys auf und hat mehrere Militäroperationen der LRA aus Kongo nach Südsudan und in die Zentralafrikanische Republik geleitet.
Die Flucht und Festnahme dieser Kommandeure ist Ergebnis eines blutigen Machtkampfes zwischen LRA-Führer Joseph Kony und seinem Stellvertreter Vincent Otti. Kämpfe zwischen ihren Anhängern sollen am 11. Oktober ausgebrochen sein. Kony habe zuvor Otti und seinen Anhängern die Satellitentelefone weggenommen und sie unter Hausarrest gestellt, berichtete die über solche Dinge meist bestens informierte regierungsnahe ugandische Tageszeitung New Vision. Die Otti-treuen Kommandeure hätten die Flucht ergriffen. Grund für den Machtkampf sei Streit um Geld.
Kony und Otti gehören zu fünf Topkommandeuren der LRA, die vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit Haftbefehl gesucht werden. Die jetzt Festgesetzten gehören nicht dazu. Uganda verlangt von Südsudan und Kongo ihre Auslieferung - sie könnten dann amnestiert werden. Die LRA kämpft seit 1986 im Norden Ugandas gegen die ugandische Regierung und ist für außergewöhnliche Brutalität gegenüber der Zivilbevölkerung sowie die Zwangsrekrutierung Zehntausender Kinder als Soldaten und Sexsklavinnen bekannt geworden. Lange wurde sie von Sudans Regierung unterstützt, bis ein Friedensabkommen im Sudan 2005 sie ihres Schutzes beraubte und sie ihre Basen in den Garamba-Nationalpark im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo verlegte. Ein im August 2006 geschlossener Waffenstillstand zwischen Uganda und der LRA, der zu umfassenden Friedensgesprächen führen sollte, brach im Februar zusammen und die Rebellen zogen sich in den Kongo zurück.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!