Übertragung von Ehec: Ursache Mensch
Der Erreger wurde womöglich nicht von Tieren übertragen, teilt eine Bundesbehörde mit – sondern über Menschen. Das legt eine Gen-Analyse nahe. Gülle fällt als Quelle wohl aus.
BERLIN taz | Der derzeit grassierende Erreger der Darmkrankheit Ehec wurde möglicherweise vom Menschen und nicht vom Tier auf Lebensmittel übertragen. Anschließend habe der Bakterienstamm mit der Bezeichnung O104:H4 über Nahrungsmittel verbreitet werden können, erklärte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) am Mittwoch.
Bisher hatten die Behörden vor allem Tiere genannt, die den Erreger zum Beispiel über Gülledünger auf Pflanzen übertragen können. "Ich denke, dass das jetzt nicht mehr in Frage kommt", sagte Lothar Beutin, Ehec-Experte am BfR, der taz. Das Forschungsergebnis zu dem Keim kann eventuell helfen, die Ursache der Infektionswelle zu finden.
Die Wissenschaftler stützen sich auf eine Erbgutanalyse des aktuellen Übeltäters O104:H4. Dabei zeigte sich laut BfR, dass der Stamm zu 93 Prozent dem Bakterientyp EaggEC ähnelt. "Das Reservoir für EaggEC sind nach derzeitigem Kenntnisstand Menschen", schreibt die Behörde. Er komme aus Zentralafrika und sei im O104:H4 mit einem der herkömmlichen Ehec-Erreger kombiniert, die von Tieren übertragen werden.
"Mensch als mögliche Quelle"
Dem BfR zufolge spricht deshalb die Faktenlage dafür, dass bei der aktuellen Ehec-Welle "der Mensch als Quelle für eine mögliche Kontamination von Lebensmitteln und Umwelt in Frage kommen könnte".
Dennoch schließt die Stellungnahme der Wissenschaftler Dünger als Überträger nicht vollkommen aus. Denn Pflanzen können auch mit menschlichen Fäkalien zum Beispiel in Klärschlamm gedüngt werden. Oder sie werden verbotswidrig mit Wasser beregnet, das teilweise Abwässer aus Toiletten enthält.
Ähnlich wie das BfR äußerte sich die Universität Münster, die den auch als Husec41 bekannten O104:H4 als Krankheitsursache im aktuellen Ehec-Ausbruch identifiziert hatte. "Unseren Fachleuten liegen keine Daten vor, die das Vorkommen des Husec41 in Tieren belegen", sagte eine Sprecherin. Allerdings könnten sie nicht bestätigen, dass der Stamm zu 93 Prozent dem afrikanischen Erreger ähnelt. Die Münsteraner hätten ihre Auswertung noch nicht abgeschlossen.
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