Überfall in den Niederlanden aufgeklärt: Google Street View gibt Täter preis
Die niederländische Polizei hat mit Hilfe des Google-Bilderdienstes Street View ein Räuberduo ermittelt. Der Internetkonzern gab Beamten unveröffentliche Aufnahmen heraus.
BERLIN taz | Ein 14-jähriger Junge aus dem niederländischen Groningen staunte im März nicht schlecht, als er beim Google-Bilderdienst "Street View" sich selbst auf einem Fahrrad zusammen mit zwei wild entschlossen aussehenden Männern sah: Er hatte gerade eine Szene entdeckt, die im vergangenen September kurz vor einer Raubtat von einem Kamerawagen des Internet-Riesen aufgenommen worden war. Wenige Minuten später war der Junge von dem kriminellen Duo überfallen und um 165 Euro und ein Handy erleichtert worden. Das teilte er dann der Polizei mit, der es nach einigen Monaten Ermittlungsarbeit dann tatsächlich gelang, die Täter zu stellen, wie die Behörde am Freitag offiziell bestätigte.
Datenschutzrechtlich pikant an dem Vorfall ist allerdings, dass die niederländische Polizei die Gauner nur deshalb fangen konnte, weil Google firmenintern über deutlich bessere Aufnahmen verfügt, als sie bei Street View wiedergegeben sind. In der Internetfassung der Bilder werden die Gesichter automatisch unkenntlich gemacht, wie dies von europäischen Datenschützern verlangt wurde.
Die Strafverfolger forderten deshalb die Originalaufnahmen an, was Google positiv beantwortete. "Man muss Google dabei ganz klar sagen, warum man sie will", sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AP. "In diesem Fall konnte das Foto ein wichtiges Indiz für die Lösung eines Kriminalfalls sein." Und siehe da: Google hatte die Bilder in hoher Auflösung tatsächlich noch und gab sie heraus.
Wenn Street View in den nächsten Wochen (oder Monaten, einen genauen Termin nennt Google noch nicht) in Deutschland startet, sollen solche Vorgänge nicht mehr möglich sein. Nach langen Verhandlungen mit den hiesigen Datenschützern hat sich Google bereit erklärt, das in den USA befindliche Originalmaterial nach einigen Monaten zu löschen, so dass sich nur noch Aufnahmen mit unkenntlich gemachten Gesichtern im Besitz der Firma befinden. Das mag dann zwar der Polizei weniger schmecken, dem Bedürfnis nach Privatsphäre seitens der Bürger aber eher entsprechen.
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