: UdSSR-Generalstabschef warnt vor „Weltkrieg“
■ Krieg am Golf könnte sich ausweiten/ Waffenverkauf an Saudis läuft/ Wörner kündigt heftige Nato-Reaktion bei Angriff an
Washington (dpa/ap) — Ein militärischer Konflikt am Persischen Golf könnte zu einer Allianz zwischen dem Irak und Iran führen und sich zu einem neuen Weltkrieg ausweiten. Diese Ansicht vertrat der sowjetische Generalstabschef Michail Moissejew am Donnerstag in einem Interview der 'Washington Post‘.
Moissejew appellierte an die USA, sich der Sowjetunion und ihrer Politik anzuschließen, die Golfkrise unter dem Schirm der vereinten Nationen zu lösen. „Wir haben ausreichende politische Möglichkeiten, um eine friedliche Lösung herbeizuführen“, sagte er. Im Fall militärischer Aktionen würde Iran an die Seite des Iraks treten. „Dies wäre nicht einfach eine Art von Konflikt; dies wäre ein Weltkrieg.“
Moissejew ging nicht näher darauf ein, weshalb er eine Allianz zwischen dem Irak und Iran, den erbitterten Gegnern im achtjährigen Golfkrieg, für möglich hält. Auch ließ er offen, was er unter dem Begriff Weltkrieg meint.
Trotz anhaltender Kritik will der Kongreß in Washington dem von der US-Regierung geplanten Verkauf von Waffen an Saudi-Arabien im Wert von 6,7 Milliarden Dollar wahrscheinlich zustimmen. Dies wurde in einer ersten Reaktion von wichtigen Vertretern des Parlaments deutlich, das am Donnerstag vom US-Verteidigungsministerium über das Waffengeschäft — eines der bisher größten mit dem Nahen Osten — unterrichtet worden ist.
Der Löwenanteil entfällt dabei auf Panzerfahrzeuge im Wert von 3,1 Milliarden Dollar, darunter 150 der modernsten schweren Panzer vom Typ M1-A2. Unter dem Druck des Kongreß hat die Regierung die Lieferung weiterer Teile des Waffenpakets, das einen Gesamtumfang von 21 Milliarden Dollar haben soll, auf das kommende Jahr verschoben.
Im Falle eines irakischen Angriffs auf ein Nato-Mitglied sei mit einer raschen Gegenreaktion der Allianz zu rechnen, erklärte Nato-Generalsekretär Manfred Wörner am Donnerstag. In einem US-Fernsehinterview machte er klar, daß die entsprechenden Aktionen des Militärbündnisses "sehr stark" sein würden.
Obwohl Wörner keinen Nato- Staat beim Namen genannt hat, der einem Angriffsschlag Bagdads ausgesetzt sein könnte, wird davon ausgegangen, daß Wörner sich auf die Türkei bezogen hat. Die türkischen Behörden haben nach Mitteilung vom Freitag drei Flugzeuge auf dem Weg nach Irak zur Landung veranlaßt und die Maschinen durchsuchen lassen. Wie aus Regierungskreisen weiter verlautete, wurden eine sowjetische und eine indische Verkehrsmaschine am Donnerstag abend auf dem Flughafen von Adana daraufhin übprüft, ob sie Fracht an Bord hatten und damit gegen die vom Weltsicherheitsrat verhängte Luftblockade verstoßen hätten.
Der ehemalige saudische Ölminister Jamani, hat gegenüber britischen Zeitungen prognostiziert, daß der Ölpreis im Falle eines Krieges auf 100 Dollar pro Barrel ansteigen könnte. Im Iran haben unterdessen, über das ganze Land verteilt, Millionen von Menschen gegen die Präsenz der US-Truppen in Saudi-Arabien demonstriert. Im Gegensatz zur Regierung Rafsandschani forderten die Demonstranten „Tod den USA“ und eine Unterstützung für Saddam Hussein.
Eine etwas rätselhafte Meldung setzte am Donnerstagabend das saudische Fernsehen ab. Danach hätte Saddam Hussein via den befreundeten afrikanischen Staatschef Kenneth Kaunda Israel eine Botschaft zukommen lassen, in der er einen Interessenausgleich zwischen beiden Ländern anregt. Irak wolle Israel keineswegs provozieren sondern würde im Gegenteil anbieten, eine halbe Million Palästinenser aus den besetzten Gebieten in Kuwait anzusiedeln. Die israelische Regierung ließ daraufhin lediglich erklären, sie hätten keinerlei Kenntnis von dieser angeblichen Botschaft.
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