: US–Strategie umstritten
■ Kritik am US–Bericht „Abgestufte Abschreckung“
Gerade rechtzeitig vor Beginn der Internationalen Wehrkundetagung in München formulierten die „Atlantiker“ Karl Kaiser, Francois de Rose und Michael Howard „eine europäische Antwort auf den neuen amerikanischen Strategiebericht“. Der Direktor des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Frankreichs ehemaliger Vertreter bei der NATO und der Oxforder Geschichtsprofessor kritisieren an dem von einer „unabhängigen Kommission für eine integrierte Langzeitstrategie“ aus promineten Sicherheitspolitkern und Militärs unter Vorsitz von Verteidigungsstaatssekretär Fred Ikle im Januar vorgelegtgen Bericht „Abgestufte Abschreckung“ die darin angelegte „Abkopplung“ der USA von Westeuropa. Die Androhung selektiver nuklearer und konventioneller Schläge - ermöglicht durch immer präzisere und „intelligentere“ Waffen - beschwört die Angst auf Europa begrenzter Kriege. Der Kommissionsbericht verwirft die Vorstellungen eines massiven konventionellen Angriffs des Warschauer Paktes auf Westeuropa, beziehungsweise eines umfassenden Nuklearschlages der UdSSR auf das NATO–Territorium beiderseits des Atlantik. Dagegen gewinnen die Golfregion, Lateinamerika, der pazifische Raum und Korea an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung für die USA. Militärische Möglichkeiten und Strategien sollen künftig auf Sicherung dieser Interessen ausgerichtet werden. Dazu gehört nach Ansicht der Kommission eine Kriegsführung mit allen Mitteln der Destabilisierung unterhalb der Ebene offizieller Kriegserklärung und Truppeneinsatzes (“low intensity warfare“. Von den westeuropäischen Verbündeten wird „mehr Unterstützung als bisher“ erwartet, da es ja „um die Verteidiung gemeinsamer lebenswichtiger Interessen geht“.
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