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US–Sanktionen gegen Panama zeigen Wirkung

■ Massive Wirtschafts–Sanktionen der USA sollen Noriega in die Knie zwingen /In Panama geht das Bargeld aus / Neue Demonstrationen und Streiks / Asylangebot für Noriega aus Paraguay und Spanien - „auf Initiative der Vereinigten Staaten“

Panama–Stadt (ap/rtr/afp) - Mit massiven Wirtschaftssanktionen wollen die USA Panamas Armeechef Noriega, den eigentlichen Machthaber des Landes, in die Knie zwingen. Am Wochenende gab Reagan bekannt, daß die USA die für die nächste Woche fälligen Gebühren für die Benutzung des Panamakanals in Höhe von 6,5 Millionen Dollar nicht bezahlen werden, da sie weiterhin nur den abgetauchten Delvalle als legitimen Präsidenten des Landes betrachteten. Zudem wird Panama von den Vergünstigungen ausgeschlossen, die es bislang als Land der Dritten Welt in seinem Handel mit den USA genoß, und vorerst aus der Karibik–Initiative ausgeschlossen, die bislang die zollfreie Einfuhr einiger panamaischer Güter in die USA ermöglichte. Überdies hat ein Richter in Miami am Freitag alle Einrichtungen der panamaischen Fluggesellschaft Air Panama für zunächst zehn Tage mit Beschlag belegt. Zu den beschlagnahmten Vermögenswerten gehören zwei Flugzeuge des Typs Boeing 727, Flugtickets, Büroeinrichtungen und Barvermögen bei US–Banken in unbekannter Höhe. In Panama zeitigt der verschärfte US–Kurs bereits Folgen. Die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes in Panama werden ab sofort nur noch sechs statt acht Stunden täglich arbeiten. Das Kabinett ordnete außerdem an, daß der Verbrauch von Strom in den Ämtern verringert werden müsse und weniger telefoniert werden dürfe. Alle Beamten wurden aufgefor dert, ihren Jahresurlaub jetzt zu nehmen. Ein Regierungssprecher sagte, über eine Verschiebung oder Kürzung der nächte Woche fälligen Gehaltszahlungen an Lehrer und andere Beamte sei beraten worden, doch habe man noch nicht entschieden. Bargeld ist in Panama knapp, seit die USA an die Zentralbank Panamas keine Dollars mehr überweisen. Der US– Dollar ist in Panama Landeswährung. Die katholische Kirche begann inzwischen mit der Verteilung von Lebensmitteln an Panamaer, die kein Bargeld mehr haben. Für 23 Grundnahrungsmittel hat die Regierung inzwischen einen Preisstopp verhängt. Sieben Supermarkt– und Drogeriemarktketten warfen der Regierung in einer gemeinsamen Erklärung vor, sie seien mit verhüllten Drohungen gedrängt worden, Schecks von Beamten zu akzeptieren. Innerhalb weniger als 24 Stunden würden die Unternehmer ohne Bargeld sein. Mit einem großen Militäraufgebot wurde am Freitag in Panama–Stadt eine Demonstration gegen Armeechef Noriega unterbunden. Vor der für den Nachmittag angesetzten Kundgebung hatten schon Hunderte Soldaten im Finanzzentrum der Hauptstadt Position bezogen. Als die ersten Demonstranten eintrafen, wurden sie mit Pfeffergas auseinandergetrieben. Die Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes hat inzwischen ihre 25.000 Mitglieder zu einem unbefristeten Generalstreik ab heute Montag aufgerufen, um gegen die Einstellung der Lohnauszahlungen zu protestieren. Nach Angaben eines Gewerkschaftssprechers soll der Betrieb bei der Eisenbahn, der Wasserversorgung, in den Häfen, den Elektrizitätswerken und allen andern Einrichtungen lahmliegen. Laut dem US–Sender CBS sollen Spanien und Paraguay „auf Initiative der USA“ Panamas starkem Mann Noriega Asyl angeboten haben.

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