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USA warnen Südkoreas Armee vor Eingriff

■ US–Sonderbeauftragter Sigur in Seoul eingetroffen / Weiterhin Demonstrationen und Bilderverbrennungen / Chun „betroffen“

Seoul/Washington (afp) - Um sich selbst ein Bild von der Krise in Südkorea zu machen, ist der US– Sonderbeauftragte Sigur am Dienstag in Seoul eingetroffen. Sigur will mit Präsident Chun sowie führenden Mitgliedern der Regierung sprechen. Die Vereinigten Staaten hatten zuvor die Streitkräfte Südkoreas aufgefordert, die gegenwärtige politische Krise nicht mit Waffengewalt zu beenden. „Aus unserer Sicht würde eine militärische Intervention den Interessen Südkoreas nachhaltig schaden“, erklärte die Sprecherin des US–Außenministeriums, Phyllis Oakley. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit Verschärfung der Krise rief Chun Doo–Hwan am Dienstag in der Stadt Yongwang zu Dialog und Kompromiß auf. Während seiner Ansprache zur Einweihung eines Atomkraftwerkes zeigte er sich „besorgt und betroffen über die ausufernden Demonstrationen und anhaltenden Störungen“. Chun Doo–Hwan will heute mit den Oppositionsführern des Landes zusammentreffen. Ein Sprecher Chuns hatte gestern angekündigt, der Diktator wolle Kim Young Sam, den Führer der größten Oppositionspartei, morgen empfangen. Eine Zusage Kims lag noch nicht vor. Bei einer der größten Studentendemonstrationen seit Beginn der Protestwelle vor zwei Wochen wurden am Dienstag auf dem Campus der Yonsei–Universität im Westen Seouls Bilder des Präsidenten sowie seines designierten Nachfolgers Roh Tae–Woos verbrannt. Rund 15.000 Hochschüler nahmen an der Protestaktion teil. Etwa 710.000 Personen haben nach einer am Dienstag veröffentlichten offiziellen Polizeistatistik an den landesweiten Demonstrationen in Südkorea teilgenommen. Seit Beginn der Unruhen am 10. Juni wurden nach diesen Angaben insgesamt 5.500 Polizisten verletzt und 189 Polizeidienststellen zerstört. Über die Opfer der Polizei wurden keine Zahlen veröffentlicht.

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