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■ USA und andere müssen mehr Verantwortung übernehmenDas Recht der Bosnier auf ihr Leben

Die Nachrichten sind eindeutig: Tausende von Menschen wurden in Ostbosnien auf bestialische Weise umgebracht. Die aus den Enklaven Cerska und Konjevic Polje Fliehenden wurden von serbischen Streitkräften mit Artillerie und Maschinengewehren gejagt, viele kamen in den Minenfeldern um. Die Erschütterung darüber erreichte nun sogar den Weltsicherheitsrat, der forderte, die „Morde und Greuel“ müßten sofort „aufhören“. Doch um sie wirklich zu verhindern, geschah wiederum nichts. Die Welt sieht weiter zu, wie in einem europäischen Land eine rechtsradikale, von ihrer nationalistischen Ideologie verblendete Soldateska ihr Werk fortführt. Und keiner kann mehr sagen, er habe es nicht gewußt. Schon seit Ende Juni vorigen Jahres sind die Greuel von Bjeljina, Foča, Kosarac, Prijedor, in den Konzentrationslagern und Frauenlagern, in Omarska und Manjaca bekannt, denen damals mindestens 150.000 Menschen zum Opfer gefallen sind.

Auch die in den letzten Wochen erfolgten Rufe nach Hilfe waren laut genug: Aus Solidarität mit den hungernden Menschen in den jetzt angegriffenen Enklaven trat die Bevölkerung von Sarajevo in einen einwöchigen Hungerstreik. In Tuzla drohten Behörden und Bevölkerung sogar mit kollektivem Selbstmord. Die angesichts dieser Warnsignale auf den Plan gerufenen USA haben jedoch ebenso wie die UNO und die Europäer bisher kraß versagt. Die Hilfsaktionen waren sogar kontraproduktiv, wurden doch die Verteidiger dazu verleitet, ihre Stellungen auf der Suche nach den Liebesgaben auszudünnen.

Es ist in der Tat schwer zu begreifen, daß die Planungsstäbe aus den bisher gemachten Erfahrungen mit der serbischen Strategie und Taktik nichts zu lernen scheinen. Denn diese Strategie und Taktik bestand doch nun seit Monaten darin, bei Gefahr eines härteren internationalen Drucks zurückzuweichen, beim Nachgeben jedoch militärisch anzugreifen. Den Grund für dieses Verhalten der Clinton-Administration darin zu suchen, daß „übergeordnete politische Interessen“ auch für die USA schwerer wiegen als das Schicksal der Menschen in Bosnien, hilft nicht weiter. Der Kompromiß mit Rußland erinnert zwar zumindest Historiker daran, daß das Verhängnis Bosniens immer von solchen „übergeordneten Interessen“ geleitet war. Es bleibt jetzt jedoch nichts anderes, als eindringlich darauf hinzuweisen, daß das Recht der Bosnier auf ihr Leben das eigentlich „höchstgeordnete Interesse“ ist. Jeder Tag, der ohne die Entfaltung politischen und militärischen Drucks verstreicht, bringt die Katastrophe hervor. Die Verantwortung zur Rettung der bosnischen Bevölkerung muß jetzt und sofort übernommen werden. Erich Rathfelder

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