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USA schießen irakisches Flugzeug ab

■ Aber keine Rückkehr zum Krieg, beteuert Präsidentensprecher Fitzwater/ Sollen US-Truppen auch nach formellem Waffenstillstand im Irak bleiben?

Washington (wps/afp) — In der ersten direkten Kampfhandlung zwischen irakischem und US-amerikanischem Militär seit Beginn der Waffenruhe hat die US-Luftwaffe nördlich von Bagdad ein irakisches Kampfflugzeug abgeschossen. Der Sprecher des US- Präsidenten, Marlin Fitzwater, bestätigte gestern einen entsprechenden Bericht des US-Fernsehsenders NBC. Fitzwater betonte aber, daß dies nicht die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten bedeute.

Mit dem Abschuß der irakischen Militärmaschine machten die USA ihre Drohung wahr, irakische Flugzeuge anzugreifen, falls die Regierung Saddam Husseins weiterhin entgegen den Vereinbarungen der Waffenruhe die Luftwaffe zur Unterdrückung von Aufständen im Land einsetze. Als Antwort auf die Luftbewegungen der Iraker waren US-Kampfflugzeuge bereits seit letzter Woche mehr Patrouillen über Irak geflogen.

Doch auch wenn die irakischen Flüge aufhören, könnten die USA erneute Luftangriffe gegen die irakische Luftflotte am Boden fliegen, falls Saddam Husseins Regime sich weigert, die Waffenstillstandsbedingungen der Alliierten anzuerkennen, verlautete in Washington. Unter dem Befehl von General Schwarzkopf hätten die alliierten Militärs in Saudi-Arabien Vorbereitungen getroffen, um die Angriffe wiederaufzunehmen, falls Präsident Bush entscheidet, den Konflikt eskalieren zu lassen. Die am Boden stationierten Flugzeuge sind „ein leichtes, lohnenswertes Ziel“, dessen Zerstörung „einerseits schädlich für Husseins Regime und andererseits angemessen seien, da er die Flugzeuge braucht, um den Widerstand zu vernichten“, erklärte ein Mitarbeiter des Pentagon bereits vor dem Abschuß des irakischen Kriegsflugzeugs. Jeder alliierte Angriff auf die irakische Luftflotte solle jedoch auf diesen Rahmen begrenzt bleiben und nicht zur Wiederaufnahme des Bodenkrieges führen.

Die US-Bodentruppen, die weiterhin rund ein Viertel des irakischen Territorium besetzen, sollten bei einem Wiederaufflammen der Kämpfe auf keinen Fall zum Einsatz kommen, da das politisch auf die Allianz zurückschlagen könne. Pentagon-Beamte erklärten, daß direkte Angriffe gegen Iraks verbleibende Panzerverbände, von denen viele gegen die kurdischen und schiitischen Widerstandskämpfer eingesetzt wurden, unwahrscheinlich seien. Viele der irakischen Panzer werden in den dichtbevölkerten zivilen Gebieten genutzt, und das Risiko von zusätzlichem Schaden durch alliiertes Bombardement wäre sehr groß. Ein Pentagon-Angestellter sagte, die erneute Aufnahme der Kämpfe wäre eine abgestufte Antwort auf die irakischen Taten, keine vollständige Rückkehr zum Krieg.

Indes verlautete am Dienstag aus Washington, Armeeverbände der USA könnten auch nach der Unterzeichnung eines formellen Waffenstillstands noch im Irak bleiben. Das Weiße Haus beteuerte zwar, Bush wolle alle Truppen so schnell wie möglich nach Hause holen; Fitzwater wollte jedoch keine Garantie abgeben, daß ein endgültiger Waffenstillstand dafür ausreichen würde, während Kämpfe zwischen Regierungs- und Rebellentruppen andauern.

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