: USA lieferten Waffen an Südafrika
■ Britische Zeitung berichtete über US–Waffenlieferungen an Unita über Südafrika / Shultz will von der Finanzierung der Contra nichts gewußt haben / Laut McFarlane hat Reagan Iran–Deal gebilligt
London/Washington (dpa/ap) - Die Vereinigten Staaten haben nach einem Bericht der britischen Zeitung „The Independent“ (London) von Dienstag größere Waffenlieferungen nach Südafrika geschickt, die für die gegen die marxistische Regierung in Angola kämpfenden Unita–Rebellen bestimmt sein sollen. In den vergangenen zwei Wochen sollen 20 Tonnen Raketenwerfer–Ausrüstung mit Transportflugzeugen über die Schweiz nach Südafrika geflogen worden sein. Weitere Waffen seien über Brüssel nach Johannesburg gelangt. Das Air Charter Centre in Brüssel, eine Brokerfirma für Frachtflüge, soll am 28. November außerdem Flugzeuge gesucht haben, die rund 40 Tonnen Maschinengewehre von Honduras nach Südafrika bringen sollten. Nach dem von den Vereinten Nationen erlassenen Waffenem bargo und nach dem im Oktober vom US–Kongreß erlassenen Gesetz gegen die Apartheid ist es illegal, Waffen nach Südafrika zu schicken. Die Zeitung zitierte abschließend einen Sprecher des US– Außenministeriums, der betonte, die USA hätten seit Inkrafttreten des Waffenembargos 1962 keine Waffen nach Südafrika geschickt. Am Vortag hatte US–Außenminister Shultz unter Eid erklärt, er habe nichts gewußt von der „rechtswidrigen“ Weiterleitung der aus dem Rüstungsgeschäft mit Iran erzielten Gewinne an die nicaraguanischen Contras. Später bezeichnete der Außenminister, der zur Unterrichtung der britischen Regierung über die amerikanisch–iranischen Kontakte nach London flog, seine Äußerung über den illegalen Charakter der Transaktion als voreilig. Der frühere US–Sicherheitsberater Robert McFarlane, teilte den Ausschußmitgliedern mit, Präsi dent Ronald Reagan habe die „indirekten“ Waffenlieferungen im August letzten Jahres gebilligt. Die Entscheidung sei nach Beratungen mit Shultz, Verteidigungsminister Caspar Weinberger, dem Stabschef des Weißen Hauses Donald Regan, CIA–Direktor William Casey und mit ihm selbst getroffen worden. Am Freitag letzter Woche hatte der Sprecher des Weißen Hauses, Larry Speakes, erklärt, niemand wisse etwas von einer vorherigen Billigung der über Israel abgewickelten Waffenlieferungen durch den Präsidenten. Der US–Botschafter in Costa Rica, Lewis Tambs, der mit der geheimen Unterstützung der Contras in Verbindung gebracht worden war, trat am Montag von seinem Amt zurück. Offiziell wurden „persönliche Gründe“ für diesen Schritt angegeben. Zurückgerufen wurde der US–Botschafter in Libanon, John Kelly, nachdem er von Shultz beschuldigt worden war, ohne sein Wissen mit amerikanischen Politikern über die in Libanon festgehaltenen US–Geiseln verhandelt zu haben. Nach Angaben aus Bern sind die Schweizer Behörden von den USA per Rechtshilfegesuch um Mithilfe bei der Aufklärung der Affäre gebeten worden. Die Überweisung des Erlöses aus den amerikanisch–iranischen Waffenlieferungen oder eines Teils davon an die Contras erfolgte offenbar über zwei Schweizer Bankkonten. In dem amerikanischen Rechtshilfebegehren werden das entlassene Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats Oliver North, der frühere Luftwaffen–Generalmajor Richard Secord sowie ein dritter, nicht namentlich bekannter Amerikaner als Beschuldigte genannt. Der Sprecher des Berner Justzministeriums, Jörg Kistler, bestätigte auf Anfrage, daß North unter den Beschuldigten sei.
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