USA UND IRAK FÜHREN IM GAZA-STREIFEN EINEN STELLVERTRETERKRIEG : Die Opfer liefern Fatah und Hamas
Im Gaza-Streifen herrscht Bürgerkrieg. Die blutige Fehde zwischen Fatah und Hamas wird nicht mehr von bewaffneten Banden ausgetragen, sondern von uniformierten Truppen, die unter direktem Kommando des Hamas-kontrollierten Innenministeriums stehen. Es ist das worst-case scenario, das Palästinenserpräsident Mahmud Abbas schon im letzten Frühling vor Augen hatte, als er per Veto versuchte, die Aufstellung von Truppen unter Hamas-Kommando zu verhindern.
Abbas’ jüngster Aufruf, die Truppen aufzulösen, erscheint nun wie ein Déjà-vu. Nicht sehr überraschend die Reaktion der Hamas, die, anstatt die Waffen niederzulegen, mit der Verdopplung ihres militärischen Personals reagierte. Damals wie heute führten die drohenden Worte des Präsidenten zu einer Zuspitzung des Konflikts anstatt zu einer Entspannung. Zwischen Fatah und Hamas scheint keine Versöhnung, kein gemeinsamer Weg möglich zu sein. Moderate palästinensische Politiker versuchten zu vermitteln, Ägypten und andere arabische Länder probierten es mal mit Versprechungen, mal mit konkreten Drohungen. Ihre Bemühungen verliefen allesamt im Nichts.
Die Hamas lässt nicht weder kaufen noch einschüchtern. Was nun bleibt, ist den Ausgang des Bürgerkriegs abzuwarten. Ausgerechnet jetzt werden die USA, die sich gemeinsam mit der EU seit Beginn der Hamas-Regierung aus dem Vermittlungsprozess im Nahen Osten ausgeklinkt haben, da sie der Terrororganisation den Dialog verweigerten, aktiv. Mit Rüstung für 86 Millionen Dollar soll die Fatah den internen Konflikt für sich entscheiden – vorausgesetzt der Kongress gibt US-Präsident George W. Bush seine Zustimmung dafür.
Die Forderung der Hamas, das US-Geld abzulehnen, da Washington einen Putsch verfolge, ist insofern verlogen, da auch die palästinensische Regierung nicht kleinlich ist, wenn es um Spenden aus dem Iran geht, die in erster Linie in den eigenen Reihen verteilt und zum Kauf von Waffen verwendet werden. Erneut fechten die USA und Iran einen Krieg aus, ohne dabei einen einzigen ihrer eigenen Soldaten zu gefährden. SUSANNE KNAUL