US-Weltraumbehörde stellt Archiv ins Netz: Nasa für alle
Pünktlich zum 50. Geburtstag der US-Weltraumbehörde geht eine riesige Multimediasammlung online. Doch wer das Angebot nutzen will, muss viel Geduld mitbringen.
An diesem Dienstag ist sie genau ein halbes Jahrhundert alt: Die amerikanische Weltraumbehörde feiert in dieser Woche einen wirklich runden Geburtstag. Anlässlich ihres 50. Jahrestages hat die Nasa ein besonderes Geschenk vorbereitet: Sie öffnet ihre Kollektion an Filmen und Fotos und führt sie an einem Ort im Netz zusammen. In Kooperation mit dem Internet Archive, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Netzinhalte zu bewahren, geht eine gigantische Non-Profit- Multimediaauswahl zum Thema Raumfahrt und Weltraumforschung online. Insgesamt 21 unterschiedliche Sammlungen in einer durchsuchbaren Datenbank werden angelegt - zu Themen wie Sonnensystem, Erde oder bemannte Raumfahrt. Und das ist erst der Anfang: In den nächsten fünf Jahren sollen weitere Inhalte online gehen, bis Millionen Bilder und Tausende Stunden Video- und Tonmaterial im Netz stehen.
Schon jetzt stellt die Nasa auf ihren unterschiedlichen Web-Angeboten viele Inhalte bereit. Das Problem: Bislang fehlte es an einer zentralen Instanz, die diese leicht verfügbar und durchsuchbar macht. Mit "Nasa Images" ist dieser Ort nun geschaffen worden. Nutzer können stundenlang in dem Material surfen - egal ob es nun um die erste Mondlandung im Rahmen des Apollo-Programmes, die internationale Raumstation ISS, das Raumteleskop Hubble oder aktuelle Projekte wie die Marssonde "Phoenix" geht. Die Inhalte sind frei verfügbar und zu großen Teilen auch in den eigenen Online-Auftritt integrierbar, da von Regierungsorganisationen geschaffene Inhalte in den USA der Öffentlichkeit gehören (Public Domain), also ohne Urheberrechtsschutz sind. Allein das Nasa-Logo darf dabei nicht verwendet werden, um für kommerzielle Produkte zu werben.
Das Internet Archive hat die vollständige Finanzierung von "Nasa Images" übernommen, die Weltraumbehörde selbst unterstützt das Vorhaben nicht mit finanziellen Mitteln. Deshalb sollen nun weitere Gelder von Sponsoren und Förderorganisationen eingeworben werden. Weitere Mittel will man durch den Verkauf von Drucken und Weltraum- Merchandising verdienen. "Das Ziel von Nasa Images ist es, unser Verständnis für die Erde, unser Sonnensystem und das Universum zu erweitern und der Menschheit damit einen wichtigen Dienst zu erweisen", heißt es in der Selbstbeschreibung. Neben den bereits digital vorliegenden Medien sollen deshalb in den nächsten Jahren möglichst viele nur in Form von Fotos oder analogen Filmen vorliegende Materialien digitalisiert und online gestellt werden. "Wir werden ständig weiter wachsen."
Die Navigation ist dabei bereits jetzt schon gelungen: Neben einer gut funktionierenden Suchmaske lässt sich auch mit Hilfe einer Zeitleiste durch das Angebot surfen, die von 1958 bis 2008 alle geschichtlich relevanten Nasa-Ereignisse und Weltraum-Projekte erfasst. Problematisch ist derzeit allerdings, dass das Angebot mit dem Nutzeransturm nicht klar zu kommen scheint: Wer die Sammlung begutachten möchte, muss momentan also leider viel Geduld mitbringen.
Bei der Nasa ist man über das Projekt erfreut. "Die Partnerschaft erlaubt es der Öffentlichkeit, unsere riesige Sammlung von einem Ort aus zu erschließen. Daraus ergibt sich eine Schatztruhe für Schüler, Studenten, Historiker, Weltraumfans und Forscher", sagte die stellvertretende NASA-Administratorin Shana Dale. Auch der Behörde selbst nutze die neue Ressource, weil sie es ermögliche, nun weitere historische Inhalte online zu bringen und für kommende Generationen zu bewahren.
Hinter den Machern von "Nasa Images", dem Internet Archive, steckt der ehemalige Online-Unternehmer und Internet-Aktivist Brewster Kahle, der nun auch das "Nasa Images"-Projekt mit seiner persönlichen Stiftung unterstützt, die mit einer Anfangsinvestition von 45 Millionen Dollar ausgestattet wurde. Kahle machte sein Geld mit mehreren Netzfirmen, die er an die Online-Riesen AOL und Amazon verkaufte und setzt sich heute für einen "universellen Zugang zum Wissen für alle Menschen" ein. Er ist auch im Vorstand der Netzbürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) tätig, die sich für ein freies und nutzerzugewandtes Internet einsetzt.
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