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US-Vizepräsidentschaftskandidat„Führungswechsel lebensnotwendig“

Mitt Romney macht den Kongressabgeordneten Paul Ryan zu seiner Nummer 2. Der Finanzexperte gilt als intellektuelle Führungspersönlichkeit der Republikaner.

Verstehen sich auch privat: Paul Ryan (links) und Mitt Romney (rechts). Bild: reuters

NORFOLK/USA dapd | Mitt Romney schickt einen wirtschaftsliberalen Katholiken ins Rennen: Der 42-jährige Kongressabgeordnete Paul Ryan geht an der Seite des designierten republikanischen Präsidentschaftskandidaten in den Wahlkampf und soll im Falle eines Sieges Vizepräsident der USA werden. Mit der Wahl Ryans setzt Romney auf eine streng konservative Nummer 2. Der Finanzexperte Ryan tritt als Vorsitzender des Haushaltsausschusses im Kongress für drastische Ausgabenkürzungen ein.

Er stehe „mit dem Kopf und dem Herzen“ hinter der Aufgabe, die ihm Romney anvertraut habe, sagte Ryan am Samstag vor der USS Wisconsin, einem stillgelegten Kriegsschiff der Marine, das in Norfolk im US-Staat Virginia als Museum der Öffentlichkeit zugänglich ist. Diesen Ort hatte Romney als Bühne für die Vorstellung seines möglichen Stellvertreters ausgewählt. Anschließend sollten beide zu einer viertägigen Bustour durch vier US-Staaten aufbrechen. Zuvor hatte Romney seinen Anhängern seine Entscheidung über eine Handy-App mitgeteilt und damit entsprechende Medienberichte bestätigt.

Der aus dem US-Staat Wisconsin stammende Ryan machte bei Romneys und seinem Auftritt in Norfolk Amtsinhaber Obama für die wirtschaftlichen Probleme des Landes verantwortlich. „Leider ist Präsident Obama zu einem Teil des Problems geworden und Mitt Romney dessen Lösung“, sagte Ryan. Amerika sei „eine Nation, die mit Schulden, Zweifel und Verzweiflung“ zu kämpfen habe. Da sei ein Führungswechsel lebensnotwendig, erklärte Ryan vor jubelnden Anhängern.

Romney selbst erklärte mit Blick auf seine Wahl Ryans: „Mit diesem Mann habe ich keinen Fehler gemacht.“ Auch bei bisherigen gemeinsamen Wahlkampfauftritten vermittelten die beiden ein harmonisches Bild. Sowohl auf professioneller als auch auf privater Ebene scheinen sie sich zu verstehen. Als Romney am Donnerstag erklärte, er wolle einen Vizepräsidenten „mit Visionen für das Land, der etwas zum politischen Diskurs über den künftigen Kurs des Landes beiträgt“, deutete dies für einige Parteifreunde bereits deutlich auf Ryan hin.

Parteimitglieder sehen Ryan als Mittler

Ryan wird von einigen Parteimitgliedern als Mittler zwischen der eher traditionelleren Strömung der Grand Old Party sowie der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung gesehen, die sich nie wirklich für Romney begeistern konnte. Er gilt außerdem als Architekt eines heftig umstrittenen Haushaltsplans, der langfristig staatliche Ausgabenkürzungen im Billionenhöhe vorsieht.

In einer ersten Reaktion kritisierte das Wahlkampfteam von Präsident Barack Obama die Haushaltspläne Ryans. „Der Architekt des radikalen republikanischen Budgets namens Ryan hat ebenso wie Romney weitere Steuerkürzungen für Millionäre vorgeschlagen – und tiefe Einschnitte bei der Bildung“, erklärte Obamas Wahlkampfmanager Jim Messina in einer Stellungnahme.

Ryan gilt zudem als intellektuelle Führungspersönlichkeit der Republikaner. Nicht zuletzt dürfte er die Wahlchancen der Republikaner in Wisconsin erhöhen, jenem Staat also, der vor vier Jahren noch deutlich an Obama ging. Bei den Wahlen im November dürfte das zumindest schwieriger werden.

Der studierte Ökonom Ryan ist mit der Steueranwältin Janna Little verheiratet, in deren Verwandtschaft sich nach einem Bericht der New York Times prominente Vertreter der US-Demokraten finden. Demnach ist Little eine Cousine des demokratischen Abgeordneten Dan Boren aus dem Staat Oklahoma, der wiederum der Sohn des früheren demokratischen Senators David Boren ist. Ryan und Little haben drei gemeinsame Kinder – eine Tochter und zwei Söhne.

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5 Kommentare

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  • B
    bull

    Alles was ich von Amerika seit Ronald Reagen,ausser der Clinton Ära, höre widert mich nur noch an.

  • TB
    Thorsten Büchner

    Kein Sunnyboy aus der Perspektive deutscher Lehrerhaushalte. Für Angehörige von Wertschöpfungsketten allerdings ein Rollenmodell. Viel Glück also, Paul Ryan!

  • T
    Tomate

    Und jetzt doch noch ein Schlussgedanke:

     

    Mit Ryan als Vize hat Romney im Grunde die Wall Street als Vize. Und mit der Wall Street hat er nochmal eine Extra-Milliarde Dollars für seinen Wahlkampf obendrauf.

     

    Und damit hat er die Wahlen eigentlich schon gewonnen - denn für Obama, die große Enttäuschung, würden die meisten seiner damaligen Wähler heute ja eh nur stimmen, um Schlimmeres zu verhindern. Und angesichts der geballten Finanzkraft und Medienmacht der Wall Street reicht das einfach nicht mehr.

  • T
    Tomate

    Ich korrigiere meinen Kommentar von gerade eben:

     

    Sollten die Amerikaner den tatsächlich wählen, dann: good riddance to them.

     

    Ich sehe schon Präsident Romney nach einem Jahr im Amt mit Herzinfarkt in den Mormonenhimmel entschweben; und dann tritt Präsident Darth Ryan vor die Kameras und hält seine Antrittsrede.

     

    Da wünscht man sich dann plötzlich doch wieder, dass Obama bleibt. Und wir Naivlinge haben damals über Sarah Palin gelacht!

  • T
    Tomate

    "Der Finanzexperte gilt als intellektuelle Führungspersönlichkeit der Republikaner."

     

    Na, viel braucht's dazu wirklich nicht. Aber Ryan stellt auf jeden Fall einen Intelligenztest für John Doe dar: immerhin ist es seine Aufgabe, die Gänse für Weihnachten zu begeistern.

     

    Ein seelenloser Terminator aus der Wall Street: wenn die Amerikaner den tatsächlich wählen, dann war's das da drüben.