piwik no script img

US-Vertreter in NicaraguaBush schickt Contra-Botschafter

Der neue US-Botschafter in Nicaragua organisierte früher den Terror der antisandinistischen Contras.

BERLIN taz Ein eklatanter Mangel an außenpolitischem Feingefühl oder ein wohlkalkulierter Schuss vor den Bug der Regierung in Managua? George W. Bushs Wahl für den neuen US-Botschafter in Nicaragua hat dort einigen Wirbel ausgelöst. Denn Robert J. Callahan, zuletzt Pressesprecher an der US-Botschaft in Bagdad, war vor einem Vierteljahrhundert von Honduras aus maßgeblich an der Inszenierung des Terrors gegen Nicaraguas sozialrevolutionäres Sandinistenregime beteiligt.

Als Sprecher und rechte Hand von John Dimitri Negroponte an der Vertretung in Honduras Hauptstadt Tegucigalpa war Callahan eng in Aufbau und Steuerung der konterrevolutionären Truppen (Contras) auf honduranischem Territorium beteiligt. Die Contras erfüllten sämtliche Kriterien, nach denen Washington Organisationen als terroristisch abstempelt. Das geheime Netzwerk, an dem die US-Geheimdienste CIA und NSA beteiligt waren, flog Jahre später auf. Die USA wurden vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verurteilt, Nicaragua für den Schaden mit mehr als 12 Milliarden Dollar zu entschädigen. Doch Washington zahlte nie.

Negroponte, der heute als Director of National Intelligence alle 15 US-Geheimdienste unter sich hat, soll die Ernennung seines Vertrauten betrieben haben. Es könne kein Zufall sein, dass dieser Mann nach Managua geschickt werde, wenn wieder der Sandinistenchef Daniel Ortega regiert, mutmaßt Hugo Torres, sandinistischer Exoberst und heute Oppositionsabgeordneter. Er glaubt, der Contra-Freund habe die Aufgabe, das zerstrittene Lager der US-freundlichen Liberalen zu einen.

Auch Callahans Vorgänger haben sich regelmäßig in Nicaraguas Innenpolitik eingemischt. Während die sandinistischen Dissidenten die Entscheidung des Weißen Hauses empörend finden, scheint Ortega keine Bedenken zu hegen: Sein Außenminister Samuel Santos hat dem Diplomaten bereits das Agreement erteilt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!