: US-Magazin 'Time‘: Syrer legte Bombe
New York/Damaskus (ap/afp) — Der Anschlag auf die PanAm-Maschine über dem schottischen Lockerbie soll nach Informationen des US-Nachrichtenmagazins 'Time‘ nicht von Libyern, sondern von einem syrischen Drogenhändler verübt worden sein. Wie die Zeitschrift in ihrer Montagsausgabe berichtete, wollte der Syrer Munthir al-Khassar vor allem sechs CIA-Agenten töten, die von seiner Doppelagententätigkeit erfahren hätten. Khassar habe mit der US-Drogenpolizei DEA zusammengearbeitet, sei aber auch für die „Volksfront zur Befreiung Palästinas-Generalkommando“ (PFLP- GC) von Achmad Dschibril tätig gewesen. Die sechs an Bord des Flugzeug befindlichen CIA-Agenten hätten geplant, Washington über die Aktivität des Syrers zu informieren. Deshalb habe er vermutlich in Frankfurt die Bombe selber an Bord gebracht. Auch habe Dschibril auf Khassar eingewirkt, den Abschuß eines iranischen Airbus' 1988 durch das US-Kriegsschiff USS Vincennes zu rächen. Die USA und die UNO machen aufgrund von CIA-Angaben Libyen für den Anschlag verantwortlich, bei dem 270 Menschen getötet wurden. Am Mittwoch trat ein Luft- und Waffenembargo der UNO in Kraft, mit dem die Herausgabe der beiden mutmaßlichen Attentäter erzwungen werden soll.
Am Wochenende hatte die syrische Führung, die die PFLP-GC beherbergt, angekündigt, aus der Sanktionsfront auszuscheren. Syrische Linienflüge Richtung Tripolis sollten diese Woche wieder stattfinden. Ein für gestern geplanter demonstrativer Flug Damaskus-Tripolis wurde aber wieder abgesagt, da mehrere Staaten dem Flugzeug das Überflugrecht verweigerten. Syriens Präsident Hafis al-Assad reiste zu Ostern kurzfristig nach Saudi-Arabien und in andere Golfstaaten, um diese für eine Kompromißlösung im Konflikt um Libyen zu gewinnen. Gleichzeitig hielten sich mehrere Vertreter Syriens in Tripolis auf. Auch PLO-Chef Arafat war am Freitag zu Vermittlungsgesprächen nach Libyen gereist.
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