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US-GesundheitsreformSenat billigt Reformprojekt

Die Gesundheitsreform in den USA hat eine entscheidende Hürde genommen und ist vom Senat gebilligt worden. Jetzt muss das Repräsentantenhaus zustimmen. Doch der Weg dahin wird schwierig.

Kann endlich wieder lachen: Barack Obama kurz vor dem Abflug in die Weihnachtsferien. Bild: ap

WASHINGTON apd | Die historische Gesundheitsreform in den USA steht kurz vor der Vollendung: Nach monatelanger Debatte billigte der Senat am Donnerstag den Gesetzentwurf zu Präsident Barack Obamas wichtigstem innenpolitischem Vorhaben mit 60 gegen 39 Stimmen. Die oppositionellen Republikaner stimmten geschlossen gegen das rund eine Billion Dollar teure Reformpaket, das Millionen bislang unversicherten Amerikanern eine Krankenversicherung bringen soll. Bevor es in Kraft treten kann, muss es noch mit dem Entwurf des Repräsentantenhaus in Einklang gebracht werden.

Präsident Obama pries die Entscheidung des Senats. Die Regierung sei jetzt endlich sicher, das Versprechen einer umfassenden Gesundheitsreform erfüllen zu können, sagte er im Weißen Haus. Damit stünden die USA am Ende eines nahezu hundert Jahre langen Ringens. Obama verwies darauf, dass Präsidenten seit Theodore Roosevelt im Jahr 1912 mit Versuchen, das Gesundheitssystem zu reformieren, gescheitert seien. Nach der Erklärung verabschiedete sich Obama in den Weihnachtsurlaub auf Hawaii.

Der Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, Harry Reid, sagte vor der Abstimmung, die Senatoren seien dabei, Geschichte zu schreiben. "Wir wissen das, aber was noch viel wichtiger ist, wir sind kurz davor, das Leben von so vielen Einzelnen zu verbessern."

Die Reform soll mehr als 30 Millionen bislang unversicherten Amerikanern eine Krankenversicherung bringen. Zudem soll es den Versicherungen etwa nicht mehr möglich sein, Patienten die Kostenübernahme aufgrund bestehender Krankheiten zu verweigern.

Schwieriges Vermittlungsverfahren erwartet

Die Republikaner lehnen die Reform ab, die im Laufe der nächsten zehn Jahre 871 Milliarden Dollar kosten soll. Umstritten ist unter anderem die künftige Rolle der Regierung im Gesundheitswesen. Die Republikaner wollen diese möglichst gering halten.

Das Repräsentantenhaus hat bereits im November einen eigenen Gesetzentwurf verabschiedet, der sich in einigen Punkten deutlich von dem des Senats unterscheidet. Ehe das Gesetz Obama zur Unterschrift vorgelegt werden kann, müssen sich noch beide Kammern im Vermittlungsausschuss auf einen gemeinsamen Entwurf verständigen. Mit den Beratungen, die sich noch als sehr schwierig erweisen könnten, soll sofort nach Weihnachten begonnen werden. Strittig ist etwa das Thema einer zusätzlichen Steuer für Vermögende und die Frage der Finanzierung von Abtreibungen.

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3 Kommentare

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  • PD
    Prof. Dr. Dr. mult. h.c. Achduje

    Es geht nicht ansatzweise darum, dass Leute dazu gezwungen werden, der Versicherung bei zu treten (die "Gründe" dafür, nicht versichert zu sein, sind in 99,9% materiell - nicht ideologisch), sondern darum, dass die Masse der bereits Versicherten kein Interesse daran hat, die finanziell schwachen 30 Mio. Mitbürger mit ins Boot zu holen. Und ja, diese mangelnde Solidarität/ starke Egoismus wird sich tatsächlich in den Wahlen widerspiegeln. Was das jetzt über die US-Bürger sagt, lassen wir mal dahin gestellt...

  • JB
    Joachim Bovier

    Das Problem der Reform ist nicht, Menschen die einen Zugang zu Krankenversicherungen wollen und ihn bisher bspw. wegen Vorerkrankungen nicht erhalten haben, diesen zu öffnen, indem Ablehnungen aufgehoben werden. Problematisch ist das zwanghafte, dass auch solche Personen, die aus welchen Gründen auch immer, bewußt keiner Versicherung beitreten wollen, dazu gezwunden werden. Ein solches System bedeutet staatliche Bevormundung, die mit dem American Way of Life unvereinbar ist. Mag Präsident Obama ob der gewonnenen Senatsabstimmung im Augenblick triumphieren, die Wähler lehnen diese obrigkeitsstaatliche Attitüde mit deutlicher Mehrheit ab. Bei den Kongresswahlen im Herbst wird das die Demokratische Partei zu spüren bekommen.

  • DH
    Dr. Hans-Georg Türstig

    Die Wirklichkeit sieht aber doch recht anders aus. Ich verweise auf den Artikel bei commondreams:

    http://www.commondreams.org/headline/2009/12/24-0