: US-Dokumente für UN
■ Goldstone klagt Ex-Armeechef der Krajina-Serben, Mile Mrkšić, an
Den Haag (dpa/taz) – Die US- Regierung ist nach Angaben des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag bereit, Chefankläger Richard Goldstone bisher zurückgehaltene Dokumente über Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien zur Verfügung zu stellen. Goldstone hatte den US-Behörden vorgeworfen, nur einen Teil der zur Verfügung stehenden Informationen an das Tribunal weitergegeben zu haben.
Das UN-Kriegsverbrechertribunal hat gestern zudem den früheren Armeechef der Krajina-Serben, Mile Mrkšić, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Chefankläger Richard Goldstone wirft ihm und zwei ebenfalls angeklagten Offizieren der Jugoslawischen Volksarmee vor, 1991 die Ermordung von rund 260 Einwohnern der Stadt Vukovar in Ostslawonien geleitet zu haben. Mrkšić soll das Vertrauen des serbischen Präsidenten Milošević genießen. Da sich Mrkšić heute in Serbien aufhalten soll, stellte das Tribunal Haftbefehle für die Justizbehörden in Belgrad aus.
Nach der Anklageschrift gehörten Mrkšić und die beiden anderen Angeklagten Miroslav Radić und Veselin Sljivančanin 1991 zu den führenden Offizieren der „Garde-Brigade“ beim Angriff auf Vukovar. Am 20. November 1991, zwei Tage nach der Besetzung der Stadt, führten Soldaten 261 Männer aus dem Krankenhaus der Stadt ab. Darunter waren Patienten, Pfleger, Soldaten, kroatische Politiker und andere Zivilisten.
Sie wurden zu einem vier Kilometer entfernten Bauernhof gebracht und dort geschlagen. Anschließend hätten die Soldaten ihre Gefangenen mit Lastwagen auf ein Feld gefahren und dort unter dem Kommando von Mrkšić, Radić und Sljivančanin erschossen. Ein Bulldozer habe die Leichen dann begraben. „Diese Anklage illustriert die Strategie des Chefanklägers, wenn möglich, zu den höchsten Stellen vorzustoßen“, sagte der Sprecher des Tribunals, Christian Chartier. Gegen Milošević selbst werde aber zur Zeit nicht ermittelt. Er gehöre bisher nur zu den Verdächtigen. Bisher wurden 45 Serben und ein Kroate angeklagt, unter anderem der ehemalige „Präsident“ der Krajina-Serben, Milan Martić.
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