URS SIEGENTHALER, SPORTDIREKTORKANDIDAT : Das Spekulationsobjekt
Der gelernte Ingenieur kickte beim FC Basel sowie den Young Boys Bern. In Basel wirkte er zudem als Trainer.Foto: dpa
Ah, ein Kandidat! Ein Kandidat! Und wieder wissen es die Organe des Springer-Verlags vor dem Aufsichtsrat des betroffenen Vereins: Urs Siegenthaler, so tönen Bild und Hamburger Abendblatt, soll Nachfolger von Dietmar Beiersdorfer als Sportdirektor des Hamburger SV werden, nach der Fußball-WM in Südafrika, also im Juli. Neben der Tatsache, dass es im für derlei zuständigen Personalausschuss – bestehend aus dem Aufsichtsratsvorsitzenden Horst Becker, Finanzchef Bernd Enge, Alexander Otto, Eckhart Westphalen – ein U-Boot geben muss, dass sich den erwähnten Blättern stärker verpflichtet fühlt als der Raute, ist an dieser Personalie noch etwas interessant.
Das Team um Joachim Löw, Noch-Bundestrainer, löst sich auf: Spätestens nach der WM hören Löw, Manager Oliver Bierhoff, Hansi Flick und die anderen auf. Es war wohl zu viel: die Indiskretionen, vertrauliche Informationen aus Gesprächen zwischen Löw, Bierhoff und dem DFB-Präsidium, die – wiederum – Bild gesteckt wurden, und das Ultimatum, das DFB-Chef Theo Zwanziger Löw stellte. Der hier in Rede stehende Urs Siegenthaler ist zurzeit Scout der Nationalmannschaft, empfohlen von Joachim Löw, verpflichtet vom damaligen DFB-Teamchef Jürgen Klinsmann. Er beobachtet die Gegner, fliegt durch die Welt, auf der Suche nach taktischen Entwicklungen.
Bei Springer wiederum, wo man nur gelten lässt, wer nach dem Kabinenschweiß der Bundesliga stinkt (und mit den eigenen Blättern kungelt), betrachteten sie die Verpflichtung des Schweizers Siegenthaler, 62, Trainerausbilder des Schweizerischen Fußballverbands, skeptisch.
Ob Siegenthaler es am Ende wird, ist ungewiss: Schon einmal ist einem Kandidaten die Zustimmung verweigert worden, weil er der einzige war. Seinen Personalausschuss wiederum wollte der HSV-Aufsichtsrat auch schon mal auflösen. Gute Idee. Vielleicht hat sich inzwischen – die Fahndung nach einem neuen Sportdirektor läuft seit Juni vergangenen Jahres – ja die Erkenntnis durchgesetzt, dass es nicht nur im Aufsichtsrat selbst reichlich Pfeifen gibt und nur wenig Kompetenz. ROR