■ URDRÜS WAHRE KOLUMNE: Kaltmamsell B. und Biospargel
URDRÜS WAHRE KOLUMNE
Kaltmamsell B. und Biospargel
uf dem Weg in die stickige Redaktionsstube ein kurzer Abstecher in die Utbremer Eckkneipe, ein erfrischendes Alsterwasser zu fassen. Am Daddelautomaten ein sächselnder Hektiker, der schließlich den Triumph der Wahrscheinlichkeit über die eigene Geldgier anerkennen muß. Wütendendes Einschlagen auf das Gerät:“Stasisau, verdammter Jude.Jude! Jude!“ Mischt der Wirt sich ein:“Noch son Spruch und du fliegst, entschuldige dich mal, du Penner.“ Dieser daraufhin an den Automaten gewandt: “Tschuldigung, war nich so gemeint!“
Den Heuchel-Orden am Wildseidenstrick hat sich einmal mehr die Oberneulander Fohlenweiden-Szene verdient: Jetzt beschweren sich die Lodenträger über die zugegeben fragwürdige Ästhetik der Schutzgitter um die Wohncontainer für obdachlose Junkies. Nötig wird das Ding aber ja nun gerade deshalb, weil in Overniggeland Familiensinn so groß geschrieben wird: Papa hält die Brandreden und stiftet das Cartier-Feuerzeug und Sohnemann demonstriert dann Betroffenheit mit der Zündschnur. Aber Vorsicht! Manchmal dreht der Wind und dann hilft kein privater Sicherheits-Söldner mit Kernkraftwerkserfahrung...
Spargelzeit. Auf dem Domshof-Wochenmarkt scheint das Anngebot beim Edelgemüse größer zu sein als die Nachfrage, und so verfolgt ein Direktvermarkter unterm Sonnenschirm aufmerksam den Dialog zweier Bremerinnen:“Spargel ischa was Feines — aber bei uns stinkt dann die Toilette immer zwei Tage lang so streng nach Urin.“ Mischt sich der Händler ein: „Nehmse mal son Bund hier, das is reineweg Bio, da riechense gornix.“ Die Frauen sind überzeugt: Wo grün draufsteht, wird alles gekauft!
Blohms Marion. Wie ist diese nette Kaltmamsell nur unter die bösen Jungs der DVU geraten? Ihr jüngster Auftritt in der Bürgerschaft zur Gewaltdebatte machte es deutlich: Frau Blohm kann weder richtig ablesen noch gar halbwegs einwandfreie Sätze auf dem Schlappseil der freien Rede bilden. Warum haben sich Volkshochschule und der AWO-Nachbarschaftstreff nicht früher um die derart Stigmatisierte gekümmert? Ein klitzekleiner Alphabetisierungskurs — hätte er hier nicht Wunder wirken können?
Verdammt ernst meint es der Neustädter Bettelnazi Justus mit seiner Kandidatur für die nächsten Wahlen. Der umtriebige Parteigründer bittet ausdrücklich unter Vorlage des Arbeitslosenausweises um „ein Herz für Deutsche in Not“ , denn „ich leite eine Selbsthilfegruppe“. Als ihn eine ältere Dame auf Arbeitslosen- und Sozialhilfe verweist, gibt Parteigründer Justus energisch Kontra: „Auf den Ämtern wimmelt es von Zigeunern. Die klauen den deutschen Arbeitslosen das Geld direkt an der Kasse.“ Dies, nicht wahr, nennen wir die Verschwörung des Weltzigeunertums gegen rassereine deutsche Spulwürmer. Ulrich Reineking-Drügemöller
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen