piwik no script img

UNVERBREMTHahn zu

■ Wie Bremer Behörden-Mief vor dem Russen gerettet wird

Für warmen Büromief geben Beamte alles. Und weil diese schlichte Erkenntnis über die Natur des Staatsdieners sich auch in Bremer Ämtern herumgesprochen hat, spielten bei der Entscheidung, das Tivoli-Hochhaus mit einer nagelneuen, aber wenig umweltfreundlichen Ölheizung auszustatten, neben rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten auch grundsätzliche Überlegungen politischer Natur eine Rolle.

Die Entscheidung Gas oder Öl stellte Hans Glasneck, den zuständigen Abteilungsleiter im Hochbauamt, vor die ernste Frage: „Ist es richtig, eine totale Umstellung auf Erdgas für alle Behörden zu betreiben?“ Denn, so die vorausschauende Vorsorge des Beamten, „was passiert dann bei einem Versorgungsengpaß?“ Ein Beamter, der friert, ist zu allem fähig. Falsch gesetzte Stempel, verkrakelte Kreuzchen im Formular, vorzeitiger Abbruch des Arbeitstages – der reinste Horror.

Nur die Ölheizung kann uns noch davor retten. Dreht dann der Russe mal den Gashahn zu, wird zumindest in den Ämtern für Wirtschaft und Soziales nicht geschlottert.

Dirk Asendorpf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen