UNVERBREMT: CHRISTIAN JAKOB ÜBER PLATZ 3: Deutschland ist zurück!

Hat sich was mit „Sommermärchen“ und „Partyotismus“. Nach der Niederlage gegen Spanien bricht das authentisch Deutsche wieder durch. Man hatte sich vor der allgegenwärtigen, albernen WM-Aufgekratztheit schon gefragt, wo es wohl geblieben sein mochte: Es war mit schwarz-rot-gelber Karnevalsschminke zugeschmiert. Zwar war Mittwochabend am Sielwalleck noch eine mit einem deutschlandfarbenen Plastikblumenkranz behangene blonde Frau zu sehen, die den feiernden spanischen Erasmus-Studenten ein „also ich find’, wir haben gut gespielt“ entgegentrotzte. Doch solch löbliche Standhaftigkeit blieb eine Ausnahmeerscheinung. In der Neustadt warfen gefrustete Fahnenträger vor Wut Fahrräder auf Autodächer und insgesamt rettet wohl nur das Wetter die abgewürgten Deutschland-Fans vor dem schlimmsten aller Kater. Dabei hatten „unsere Jungs“ doch alle weggemüllert, den vollen Durchmarsch hingelegt, fast bis zum Schluss.

Und jetzt? Der Veranstalter des öffentlichen Fußball-Glotzens auf dem Domshof spricht es aus: „Die Luft ist raus“, beschied er im Weser-Kurier. Und deswegen ist auch Schluss mit Public Viewing. Das Spiel um Platz Drei? Kann sich zuhause angucken, wer es denn unbedingt sehen will. Fähnchen in den Müll, Platz drei ist für Loser, so macht Deutschland keinen Spaß mehr. Das wurde auch Zeit.