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Archiv-Artikel

UNTERM STRICH

Der Literaturkritiker Denis Scheck hat sich in die Debatte um die Korrektur rassistischer Formulierungen in Kinderbüchern eingeschaltet. Kurz und schmerzlich demonstrierte er seine ablehnende Haltung gegenüber dieser sprachlichen Anpassung am Sonntag in seiner ARD-Sendung „Druckfrisch“. Mit schwarz geschminktem Gesicht und weißen Handschuhen warnte er vor den „Tollheiten einer auf die Kunst übergriffigen politischen Korrektheit“ und knüpfte dabei bildlich an die Tradition des „Blackfacing“ der Minstrel Shows an, die im 19. Jahrhundert in den USA sehr beliebt waren und in denen weiße Schauspieler sich in diskriminierender Absicht über Schwarze lustig machten. Im Internet rief sein Auftritt zahlreiche Proteste hervor. So zeigten sich viele Nutzer des Kurznachrichtendiensts Twitter unter dem Stichwort #Blackface empört. „Blackface ist Rassismus. Immer. Auch im deutschen ‚Kulturfernsehen‘“, wie eine Nutzerin am Mittwoch schrieb. Denis Scheck verwahrt sich gegen den Vorwurf des Rassismus. Er habe in seinem Beitrag eindeutig gegen jegliche Art der rassistischen Diskriminierung Stellung bezogen, sagte er am Mittwoch. Zugleich teilte die „Druckfrisch“-Redaktion mit, es müsse möglich sein, im Fernsehen das Theatermittel der schwarzen Schminke einzusetzen. „Denis Scheck und ‚Druckfrisch‘ ging es darum, auf die Absurdität dieser Diskussion mit Mitteln der Satire zu reagieren.“ In eine Blackface-Debatte wollte Scheck keinesfalls geraten, schließlich könne „das Auftragen schwarzer Farbe auf das Gesicht eines weißen Menschen eine andere Bedeutung im amerikanischen Kontext annehmen als im deutschen Kontext“. Wenn sich da mal nicht jemand kräftig in der Einschätzung des eigenen Kontexts geirrt hat.