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Archiv-Artikel

UNTERM STRICH

Wie die Kunst uns alle zu Kunstphilosophen macht, das erläuterte uns immer wieder Arthur C. Danto. Ihm selbst, dem Philosophen, der zunächst die „Analytische Philosophie der Geschichte“ untersuchte, war es so gegangen, als er 1964 in einer Ausstellung auf Andy Warhols „Brillo Box“ stieß. „Die Verklärung des Gewöhnlichen“ betitelte er das Buch, in dem er seine Philosophie der modernen Kunst über die Ununterscheidbarkeit von Kunstwerken und ganz gewöhnlichen Gegenständen entwickelte.

Ununterscheidbar jedenfalls was den äußeren Schein angeht. Einmal handelt es sich eben nur um eine Brillo Box, das andere Mal um ein Kunstwerk, begründet durch Aussagen und Handlungen von Künstlern, Kritikern, Galeristen, Sammlern etc., kurz der „Kunstwelt“, wie er sagte. Er gehörte selbst zu ihr, nicht als Philosoph, sondern als Kunstkritiker des linksliberalen Nachrichtenmagazins The Nation, für das er von 1984 bis 2009 schrieb.

Entgegen seiner These, dass die Kunst im 20. Jahrhundert sich fortlaufende an der Frage abarbeitet: Was ist Kunst?, wusste er als Kritiker sehr wohl, was Kunst war: Sehr früh schon begeisterte er sich beispielsweise für die Filmstills von Cindy Sherman und seine Auslassungen sind immer noch lesenswert, auch wenn ihm die feministische Volte Shermans völlig entging. Dabei gehört sie ganz entschieden zum Pluralismus der zeitgenössischen Kunst, den er konstatierte, und in dem er das Ende der traditionellen Kunstgeschichtsschreibung von Stilen und Meistern erkannte. Arthur C. Danto, der einst selbst Künstler werden wollte und dank eines G.-I.-Bill-Stipendiums dann doch Philosophie studierte, starb am Freitag letzter Woche in Manhattan im Alter 89 Jahren.