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Archiv-Artikel

UNTERM STRICH

Nach dem spektakulären Münchner Kunstfund hat der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald S. Lauder, die Bundesregierung aufgefordert, „die Bilder sichtbar zu machen“. In der gestrigen Ausgabe der Welt verlangte Lauder, „die Polizei und die Politik müssen sofort eine Inventur machen und den gesamten Fundus ins Internet stellen. Jeder hat dann die Möglichkeit zu sehen, was vorhanden ist.“ Es sei wertvolle Zeit vergeudet worden. „Weder die möglichen Anspruchsberechtigten noch etwaige Zeugen im Rückgabeverfahren werden jünger“, zitierte die Zeitung den WJC-Präsidenten. Der amtierende Außenminister Guido Westerwelle hat einen offeneren Umgang mit dem Münchner Fund verlangt, die seit der Nazizeit verschwunden waren. Der FDP-Politiker warnte gestern vor einem Schaden für Deutschlands Ansehen. „Wir sollten die Sensibilität des Themas in der Welt nicht unterschätzen“, sagte Westerwelle am Rande eines Indien-Besuchs in Neu-Delhi der dpa. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht Vertrauen verspielen, das in langen Jahrzehnten aufgebaut wurde. Das Gebot der Stunde ist jetzt Transparenz.“ Nach Bekanntwerden der Entdeckung von etwa 1.400 Werken bei dem Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt gibt es Kritik an den Ermittlungsbehörden. Der Fund wurde von Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung anderthalb Jahre lang unter Verschluss gehalten. Vermutet wird, dass sich unter den Werken auch Naziraubkunst befindet. Sie soll über Cornelius Gurlitts Vater Hildebrand in die Familie gekommen sein, der im Kunsthandel während der NS-Zeit eine zentrale Figur war.