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UNTERM STRICH

Wenn ein begabter junger Mann mit 23 eine Symphonie wie diese schreiben kann, dann wird er in fünf Jahren in der Lage sein, einen Mord zu begehen.“ So kommentierte der Dirigent Walter Damrosch 1925 die Premiere von Aaron Coplands dissonanter Symphonie für Orgel und Orchester. Copland entschied sich gegen den Mord, gab die Avantgarde auf und komponierte eine volkstümliche Suite, zu der die Choreografin Martha Graham das Ballett „Appalachian Spring“ schuf. Das Stück wurde ein Standardwerk der modernen Klassik und brachte seinem Schöpfer 1944 den Pulitzerpreis ein. Zur selben Zeit entstand auch das Ballett „Billy The Kid“, ein weiterer Copland-Klassiker. Außer für das Ballett schrieb er auch etliche Stücke für die Leinwand. 1950 bekam er für die Filmmusik zu „The Heiress“ einen Oskar. Dann wandte sich Copland der „abstrakten“ Musik zu, aber diese Stücke wurden ebenso selten gespielt, wie seine einzige große Oper „The Tender Land“. Mitte der siebziger Jahre hörte Copland auf zu komponieren. Am Mittwoch wird er 90 Jahre alt.

Der Schriftsteller und Lyriker Lawrence Durrell ist am Mittwoch im Alter von 78 Jahren in der Provence gestorben. Durrell wurde 1912 als Sohn einer irischen Missionarsfamilie in Indien geboren. Mit 17 Jahren ging er nach England, konnte sich mit der „Puddinginsel“ jedoch nicht anfreunden. Am Mittelmeer, auf Korfu und in Alexandria fand er schließlich die Landschaft, Kultur, Mythen und Menschen, die ihn zu seinem wichtigsten Werk inspirierten: das Alexandria-Quartett mit den Romanen „Justine“, „Balthazar“, „Mountolive“ und „Clea“. Alexandria, die ägyptische Stadt am Nil, ist die magische Hauptperson in dem Romanzyklus. Henry Miller unterstützte das Erscheinen der Bücher und verhalf Durrell so zum Durchbruch. Von 1974 bis 1989 entstand das Avignon-Quintett „Monsieur“, „Livia“, „Constance“, „Sebastian“ und „Fünfauge“. Mit dem Alexandria- und dem Avignonzyklus wollte Durrell ein mediterranes Panorama des 20. Jahrhunderts schaffen. Für ihn waren Alexandria und Avignon Symbole der Polarität zwischen Orient und Okzident und kulturelle Berührungspunkte.

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