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UNO lehnt Blauhelme für Jugoslawien ab

■ Lord Carrington auf neuer EG-Mission/ Spannungen in Bosnien steigen/ Türkei erkennt vier Republiken an

Belgrad (ap/afp) — Der Friedensprozeß in Jugoslawien hat sich wieder festgefahren, nachdem UN-Generalsekretär Butros Ghali die Entsendung von Friedenstruppen vorläufig abgelehnt hat. Unterdessen setzte EG-Unterhändler Lord Carrington seine Vermittlungsmission fort, mit der er eine Wiederaufnahme der EG-Konferenz erreichen will.

Die Türkei erkannte die Republiken Kroatien, Slowenien, Bosnien- Herzegowina und Mazedonien an. Die griechische Regierung reagierte “mit Betrübnis“ auf die Anerkennung Skopjes.

Ghali hält es derzeit für unmöglich, Friedenstruppen zu entsenden. Sowohl die Serbenführer in der ostkroatischen Provinz Krajina als auch die Kroaten hätten zu den entscheidenden Fragen des UN-Friedensplans nein gesagt, berichtete er am Mittwoch dem Sicherheitsrat in New York. Zagreb will das Serbengebiet Krajina bei Eintreffen der UN-Blauhelme wieder in vollem Umfang der kroatischen Verwaltung unterstellen. Die Krajina-Serben unter Führung von Milan Babic hatten aus diesem Grund den Friedensplan abgelehnt und sich damit in Gegensatz zur Belgrader Führung gebracht.

Lord Carrington traf am Donnerstag in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo mit Republikspräsident Alija Izetbegovic zusammen, nachdem er am Mittwoch mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic gesprochen hatte. Milosevic bewertete die Unterredung als praktisch ergebnislos. Als nächstes will Carrington, der sich trotz allem optimistisch gab, in Montenegro und Kroatien Station machen.

In der Republik Bosnien-Herzegowina steigen unterdessen die Spannungen zwischen Kroaten und Serben. Die Stadt Mostar im Süden ist offenbar von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten, nachdem die meisten Straßen von den verfeindeten Parteien blockiert wurden. Die kroatischen Medien berichteten jedoch über eine Einigung zwischen der kroatischen Bevölkerung und der Armee, nach der die Bundestruppen ihre Kanonen binnen zehn Tagen abziehen sollen.

Die Türkei hat sich nach ihrer Anerkennung der vier Republiken bereiterklärt, ein Truppenkontigent für den möglichen Einsatz der Friedenstruppen bereitzuhalten. Die griechische Regierung reagierte umgehend auf die Entscheidung Ankaras und äußerte „ihre Betrübnis“ über die „Eile“, mit der die Anerkennung vollzogen worden sei. Griechenland verlangt, eine Namensänderung der Republik Mazedonien, da der Name nach Auffassung Athens für die nordgriechische Provinz reserviert ist.

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