: UNO-Lob für Entwicklungspolitik
■ Bremer Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit ausgezeichnet
Hohes Lob für das Bremer Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit: Die Behörde, die Entwicklungshilfeprojekte vor allem in Asien und Afrika anschiebt und betreut, wurde von der UNO für ihre Arbeit ausgezeichnet. Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer, dem die Behörde unterstellt ist: „Das macht einen stolz.“
Schwarz auf weiß ist jetzt beurkundet, daß „die Stadt Bremen in der Bundesrepublik Deutschland“ als eine der ersten Städte der Welt erkannt und danach gehandelt habe, daß die Sicherung ihrer eigenen Zukunft von der gerechten Teilung der natürlichen Ressourcen mit den Armen dieser Welt abhängig ist. Weiter heißt es: „Im Verlauf der sich aus dieser Erkenntnis entwickelnden Aktivitäten hat Bremen eine Vielzahl vorbildlicher Nord-Süd- Partnerschaftsprogramme aufgebaut, die auf grundlegende Umweltprobleme in Entwicklungsregionen ausgerichtet sind.“
Insgesamt neun Städte hielt die UNO für auszeichnungswürdig, in Europa neben Bremen lediglich Helsinki. Insgesamt hatten 350 europäische Städte ihre Entwicklungsarbeit präsentiert.
Im Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit sind fünf Mitarbeiter beschäftigt. Ein Hauptteil ihrer Arbeit ist die Unterstützung und Koordination der etwa 30 Initiativen und Vereine, die sich mit Entwicklungshilfe beschäftigen. Der Chef der Behörde, Gunther Hilliges verfügt seit der Einrichtung der Behörde vor zehn Jahren jährlich über 650.000 Mark aus dem Bremer Haushalt. Die bescheidene Summe wird aus anderen Töpfen kräftig aufgestockt, denn die Behörde hat es im Einwerben von Drittmiteln zu einer kleinen Meisterschaft gebracht. So stehen für das kommende Jahr fünf Millionen Mark zur Verfügung.
Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit BORDA, einer Gesellschaft, die sich besonders um Bewässerungsanlagen und regenerative Energien kümmert. In Zusammenarbeit mit BORDA wurden beispielsweise Bewässerungsanlagen in Mali errichtet und Biogas-Anlagen in Indien, Burma, Tansania, Bangladesh, Äthiopien und der Türkei unterstützt. In nächster Zeit will sich das Landesamt noch einmal intensiv um ein Projekt in Namibia kümmern. Immer noch leben dort tausende von Kindern und Jugendlichen in Flüchtlingslagern. Für die sollen Schulprogramme enwickelt werden. Die EG hat bereits zugesagt, diese Programme zu unterstützen.
„Entwicklungshilfe ist die Hure der Nation. Jeder benutzt sie“, zitierte Gunther Hilliges gestern Erhard Eppler. Von diesem Makel versuchen sich die Bremer freizuhalten. Neben einer Mobilisierung der Selbsthilfefähigkeit belobigt die UNO auch die „Entwicklungszusammenarbeit ohne eigenwirtschaftliche Interessen“. Trotzalledem sieht Hilliges die Bremer Hilfe nur als „schmalen Solidarbeitrag“. Um den armen Ländern zu helfen seien vor allem auch „Veränderungen bei uns“ notwendig. „Es wird wenig von den Räubern gesprochen, die den Samariter nötig machen.“ Seine Hoffnung deshalb: Bei der Entwicklungszusammenarbeit gewonnene Erkenntnisse lokal umsetzen, wie dies beispielweise bei dem Bürgerschaftsbeschluß gegen die Verwendung von Tropenholz gelungen sei. Und für Hilliges ist es eigentlich auch widersinnig, daß der Kaffee nicht dort geröstet wird, wo er wächst. Doch solche einschneidenden Änderungen sind nicht absehbar. Und deshalb weiß Hilliges, daß sich trotz des UNO-Preises an einem häufigen Urteil gegenüber der kleine Entwicklungszusammenarbeit wenig ändern wird: „Mit dem Alibivorwurf muß man leben.“ hbk
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