: UNO-Chef will eigene Truppen haben
■ Mitglieder sollen Streitkräfte zur Verfügung halten
New York (ap) — Die Vereinten Nationen sollten nach den Vorstellungen von Generalsekretär Butros Ghali eine hochgerüstete Schnelleingreiftruppe zur Verfügung haben, um in Konfliktgebieten notfalls den Frieden erzwingen zu können. In einem Bericht an die 15 Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats macht Ghali breitgefächerte Vorschläge für die Verbesserung und Neugestaltung der Arbeit der Weltorganisation. Bei der gewünschten Eingreiftruppe soll es sich nicht um ein stehendes UNO-Heer handeln. Vielmehr sollten UNO-Mitgliedsländer nach den Vorstellungen des Generalsekretärs speziell ausgebildete Teile ihrer Streitkräfte für die Abstellung zur UNO bereithalten. Anders als die Blauhelme, die bisherigen leichtbewaffneten Friedenstruppen, würde diese Eingreifarmee über schwerere Waffen verfügen.
Über Einsätze der Truppe würde der Sicherheitsrat beschließen, der Oberbefehl soll beim Generalsekretär liegen. Zur Verwirklichung der Idee wären spezielle, in der Charta der Vereinten Nationen bereits angesprochene, Vereinbarungen notwendig, in denen sich Mitgliedsländer verpflichten, „nicht nur von Fall zu Fall, sondern auf Dauer“ Truppen und Einrichtungen für den Sicherheitsrat zur Verfügung zu halten. Er hob die Bedeutung der nationalen Souveränität hervor und erklärte, Parteien, die dies nicht wünschten, sollten die neuen Strategien nicht aufgezwungen werden. Mit dem Einsatz der Truppe soll die Eskalation von Konflikten verhindert werden. Ghali vertritt die Ansicht, allein schon die Existenz einer solchen Möglichkeit könne konfliktverhindernd wirken, „weil ein potentieller Aggressor dann wüßte, daß der Sicherheitsrat ein Mittel zur Reaktion zur Verfügung hat“.
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