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UN war vorab über Völkermord in Ruanda informiert

AP/taz – Die UN sowie die belgische, französische und amerikanische Botschaft in Ruanda wurden im Januar 1994 darüber informiert, daß ein Völkermord an den Tutsi geplant war. Der kanadische Generalmajor Romeo Dallaire, der die UN-Friedenstruppe in Ruanda leitete, erhielt die Nachricht von einem hochrangigen ruandischen Informanten. Er gab sie im Januar 1994 in einem Telegramm nach New York weiter. Die Abteilung für Peacekeeping informierte den Sicherheitsrat nicht, wie UN-Sprecherin Sylvana Foe am Mittwoch sagte. Das Telegramm besagte, daß alle Tutsi in der Hauptstadt Kigali namentlich auf geheimen Listen erfaßt waren und beseitigt werden sollten. Außerdem hätten Hutu-Militärs große Lager mit automatischen Waffen angelegt. Foe sagte dazu, die Abteilung habe den Sicherheitsrat nicht informiert, aus Angst, daß die Information nach „außen“ gelangen und somit das Morden sofort einsetzen würde.

Im April 1994 begann der Völkermord an über einer halben Million Tutsi und moderaten Hutu. Die Blauhelme wurden nicht verstärkt, sondern abgezogen. Im Juni 1994 intervenierten französische Truppen, ab August 1994 wurden erneut UN-Blauhelme in Ruanda stationiert. Die UN und die internationalen Hilfsorganisationen betreuten die Hutu-Flüchtlingslager in Burundi, Tansania und Zaire. Die extremistischen Hutu-Milizen nutzten diese Lager als Basis für ihre Sabotageakte und Morde in Ruanda. Ihre Präsenz verhinderte die Rückkehr der Hutu nach Ruanda. Unser Bild zeigt äthiopische Blauhelme im August 1994 in Ruanda. Foto: José Giribas/Gegendruck

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