piwik no script img

Archiv-Artikel

ULRIKE HERRMANN ÜBER DIE NIEDERLÄNDISCHEN SOZIALDEMOKRATEN Endlich eine Wahl gegen rechts

In den Niederlanden bahnt sich ein eindeutiger Lagerwahlkampf an. Die Holländer können im Juni für den Rechtspopulisten Geert Wilders stimmen – oder aber gegen ihn. Denn die Sozialdemokraten schicken nun einen profilierten Gegenkandidaten ins Rennen, den Amsterdamer Bürgermeister Job Cohen.

Job Cohen steht für alles, was die rechten Niederländer hassen. Erfolgreich regiert er eine Stadt, in der die Mehrheit der Bewohner längst zu den „Allochtonen“ gehört, wie die Niederländer Menschen mit Migrationshintergrund nennen. Außerdem hat sich Cohen nie von der intoleranten Hysterie anstecken lassen, die die Niederlande nach dem Mord an Theo van Gogh im November 2004 erschüttert hat. Stattdessen mahnte er seine Mitbürger zur Besonnenheit.

Mit der Kandidatur von Job Cohen ordnet sich nun das diffuse Parteienspektrum in den Niederlanden. Denn im Umgang mit dem Rechtspopulisten waren die meisten der elf zersplitterten Parlamentsfraktionen keineswegs eindeutig. Man fand zwar Wilders abscheulich, seine Themen aber dann doch „wichtig“. Ihn wollte man nicht, aber seine Wähler. Dieses Kalkül hat nicht nur die ganze Politik der Niederlande nach rechts gerückt – vor allem war für viele Wähler völlig unklar, welche Partei sie eigentlich wählen sollen, wenn sie keinen Rechtspopulismus wollen.

Nun haben sich die Sozialdemokraten also entschieden, sich eindeutig gegen rechts zu positionieren. Das Kalkül dürfte aufgehen, dass dies viele Wechselwähler anzieht, die von Wilders angeekelt sind.

Die niederländischen Sozialdemokraten haben den Schwenk perfekt inszeniert. Der bisherige Star Wouter Bos war amtsmüde, und diesen Abgang ihres Hoffnungsträgers haben sie zu einer neuen Hoffnung für die Partei gemacht – und die Niederlande.

Portrait SEITE 2, Ausland SEITE 9