: UKE: Lehrangebot gegen Spende
■ Medizin-Studis sollten 50 Mark für „Auffrischungskurs“ zahlen
Am Fachbereich Medizin treibt der Mangel seltsame Blüten. Da bei vielen Studierenden Bedarf für die Vorbereitung aufs Physikum bestehe, erbot sich UKE-Dozent Andreas Spaethe, eine „Auffrischungskurs“ in mikroskopischer Anatomie anzubieten. Neu diesmal: Als „Spende“ sollten die Teilnehmer 50 Mark auf das Konto der Uniklinik überweisen.
Da jede Mehrarbeit in der Lehre nur dazu führe, daß die Gerichte weitere Studenten zulassen, werde der Kurs in der „Freizeit“ der Dozenten abgehalten, hieß es in einem Aushang am Schwarzen Brett des Fachbereichs. Voraussetzung fürs Zustandekommen des Kurses: Es müßten 100 Studierende teilnehmen und spenden. Der studentische Fachschaftsrat zeigte sich erbost über dieses Vorgehen. Denn in früheren Jahren hatte die nun pensionierte Professorin Heide Breuker einen derartigen Kurs umsonst gegeben. Zusätzliche Brisanz erhalte dieser Vorfall dadurch, daß sich auch zwei Professoren an dem Kurs beteiligen wollten, die zugleich Prüfer sind, schreibt der Fachschaftsrat in einer Pressemitteilung. „Wenn diese Masche einreißt, werden die regulären Kurse nicht mehr ernst genommen, weil beim Privatunterricht die große Kohle lockt“, sagt Fachschafts-Vertreter Georg Zeschwitz.
Am Freitag zog Uni-Präsident Jürgen Lüthje die Notbremse. In Absprache mit dem Präsidenten müsse er „bitten, dafür Sorge zu tragen, daß der Kurs nicht stattfindet“, schreibt UKE-Direktor Leichtweis in einem Brief ans Anatomische Institut. Da der Kurs in den Räumen der Uni stattfinde, komme die Erhebung von Spenden faktisch einer Gebühr gleich. Dozent Spaethe zeigt sich erbittert über das „Verbot“. Die Leidtragenden seien die Studenten, denn einen kostenlosen Kurs werde er nicht anbieten, sagte er zur taz. kaj
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