U-Boot-Bauer und verschollene Reporterin: Tüftler unter Mordverdacht
Ein dänischer U-Boot-Besitzer wird beschuldigt, etwas mit dem Verschwinden einer Journalistin zu tun zu haben. Er bestreitet das.
Peter Madsen bestreitet jede Schuld. Zur Frage, ob der Däne etwas mit dem spurlosen Verschwinden der schwedischen Journalistin Kim Wall zu tun hat, verweigert er die Aussage. Den Gerichtsbeschluss, mit dem Madsen für 24 Tage in Untersuchungshaft genommen wurde, will er trotzdem nicht anfechten, teilte seine Anwältin am Montag mit. Könnte das nicht so etwas wie ein indirektes Schuldeingeständnis sein, spekulierten einige Medien?
In Dänemark war der 46-jährige Tüftler regelmäßig für Schlagzeilen gut. Madsen schipperte seit 2002 mit den beiden selbst konstruierten U-Booten „Freya“ und „Kraka“ in den Gewässern vor Kopenhagen herum, bevor er die 18 Meter lange und 38 Tonnen schwere „UC3 Nautilus“ 2008 vom Stapel ließ. 200.000 Euro, die er bei Sponsoren aufgetrieben hatte, kostete das weltweit größte selbst gebaute U-Boot. „Du kannst dich damit frei und unbemerkt bewegen“, schwärmte er: „Das ist reinster Anarchismus.“
Raketenbau ist eine andere „meiner Leidenschaften, Wege zu finden, um in Welten jenseits der bekannten zu reisen“, so der Tüftler. Mithilfe eines Amateurraketenklubs eignete er sich das nach einem abgebrochenen Ingenieurstudium erforderliche Know-how an, konstruierte mehrere Raketenmodelle und gründete 2008 die „Copenhagen Suborbitals“ – laut Eigenwerbung „das einzige Amateurweltraumprogramm der Welt“. Der erste Däne an Bord einer Billigrakete der Marke Eigenbau will Madsen selbst werden.
Mit der „UC3 Nautilus“ wollte „Raketmadsen“, wie er gern genannt wird, eigentlich eine Reise um die Welt auf den Spuren Jules Vernes machen. Ob das noch etwas wird, ist fraglich, seit die 30-jährige Kim Wall, die am Donnerstag letzter Woche auf seinem U-Boot gesehen wurde, vermisst wird. Zu deren Verschwinden soll Madsen gegenüber der Polizei widersprüchliche Aussagen gemacht haben. Fest steht: Sein U-Boot war am Freitag gesunken, doch an Bord fand sich keine Leiche.
Auf die Frage, ob er nicht ein wenig verrückt sei, antwortete Madsen kürzlich einer Zeitung: „Ach, das sind vielleicht die Leute, die nur in ihrer Vorortvilla und vorm Fernseher sitzen. Ich will meine Träume leben.“
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