: U-Bahnhöfe für Obdachlose öffnen!
■ SPD und Wohnungslosenhilfe fordern Notprogramm
Bonn/Fulda (dpa) – Der wohnungspolitische Sprecher der SPD- Bundestagsfraktion, Achim Großmann, appellierte gestern an Länder und Kommunen, angemessene Unterbringungsmöglichkeiten für Obdachlose zu schaffen. Es sei unverständlich, daß sich Großstädte weigerten, nachts beheizte U- und S-Bahnstationen für Obdachlose offen zu lassen. Durch die Politik der Bundesregierung, die „ganz auf die Selbstheilungskräfte des Marktes“ setze, werde es bis zum Jahre 2000 nur noch eine Million sozialgebundener Wohnungen geben. 1987 waren es vier Millionen.
Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe haben rund 200.000 Menschen in den neuen Bundesländern kein Obdach mehr. Wegen der zu geringen Zahl an neuen Sozialwohnungen, dem Verfall alter Wohnungen und dem drastischen Anstieg an Mietschulden in Ostdeutschland befürchtet die Arbeitsgemeinschaft einen weiteren Anstieg der Obdachlosenzahlen. In den alten Ländern schätzt die Organisation die Zahl der Obdachlosen auf rund 830.000, darunter sind etwa 15 Prozent Frauen.
In den ostdeutschen Städten, so Klaus Hinze vom Leipziger Wohnungsamt, werde das Mietschuldenproblem immer größer. 250.000 Wohnungen in Leipzig stünden 20.000 Menschen mit hohen Mietschulden gegenüber. Die Zahl der Räumungsklagen werde daher zunehmen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe forderte erneut ein Winterhilfeprogramm für Obdachlose.
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