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Tunnelblick

■ Betr.: Sprayer, taz hamburg vom 27. August 1999

Die taz hamburg moniert, dass Sprayer in der U-Bahn durch Aufnahmen von Video-Kameras aufgespürt werden, und ruft nach dem Datenschutz. Ich habe kein Problem damit, dass Vandalen auf diese Weise erkannt werden und dass man sie daraufhin strafrechtlich verfolgt; ob in der Testphase der Videoüberwachung oder später. Solche Jugendlichen handeln asozial. Sie beschädigen öffentliches Eigentum und verursachen Kosten, die auf die Allgemeinheit umgelegt werden. Die alternative tageszeitung leistet schon jahrelang durch kritiklose Heroisierung solcher Feiglinge (die es nie gewesen sein wollen, wenn sie geschnappt werden) einer immer mehr um sich greifenden Verantwortungslosigkeit und Großmäuligkeit Vorschub.

Waren die Alsterstühle, die bei Sektrunden verheizt wurden, die Müllberge, die sich vor der „instandbesetzten“ Hafenstraße türmen, die Sitze in der U-Bahn, an denen jeder rücksichtslose junge Schnösel seine Füße wetzt, je Gegenstand einer Betrachtung in der taz?

Anstatt die Frage nach dem Datenschutz zu stellen, sollte die taz eher die Frage thematisieren: Warum braucht eine Gesellschaft Polizei und Videoüberwachung, um Fehlverhalten in der Gesellschaft zu erkennen und zu ahnden? Sind es nicht auch die Medien, die ein geistiges Klima schaffen, das soziale Verantwortungslosigkeit direkt herausfordert?

Christine Böer, Presse- und Gerichtszeichnerin

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