: Türkischer Schutz vor NS-Gewalt
betr.: „CDU streitet über EU-Beitritt der Türkei“, taz vom 20. 9. 04
Hans-Gert Pöttering ist Vorsitzender der christdemokratischen Fraktion im EU-Parlament, manche wissen das. Egal ist es nicht, denn ich finde seine jüngsten Äußerungen zur „kulturellen Überdehnung“ und einen damit verbundenen „möglichen Zusammenbruch“ der EU ebenso unerträglich wie geschichtsvergessen.
Als in den Jahren nach 1933 die Flüchtlingsströme aus Deutschland einsetzten, war die Türkei das europäische Land, welches seine Tore am weitesten aufstieß für jene Freiheit liebenden Deutschen, die in aller Welt vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft Zuflucht suchten. Aus dieser Zeit gibt es eine Vielzahl von Beispielen für die gelungene Integration deutscher Emigranten in ihr Zufluchtsland Türkei, wie der Aufbau eines exzellenten Hochschulwesens. Das ist besonders erwähnenswert wegen seiner Nachhaltigkeit bis in unsere Tage. Viele, die daran beteiligt waren, kamen nach der Kapitulation des NS-Staates nach Deutschland zurück und bauten hier das demokratische Gemeinwesen auf. Ich denke vor allem an den späteren Regierenden Bürgermeister von Berlin, den Sozialdemokraten Ernst Reuter, der in Deutschlands dunkelsten Jahren Hochschullehrer in Istanbul war. ANDRÉ BESSLER, Bremen