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Tuareg-Rebellen in MaliAus Nordmali wird Azawad

Kaum haben die Tuareg-Rebellen im Norden Malis einige Städte eingenommen, wird auch schon ein neuer Staat ausgerufen. Den will aber längst nicht jeder anerkennen.

Gehört jetzt einem neuen Staat an: Ein Tuareg in Timbuktu. Bild: reuters

BAMAKO rtr | Nach der Einnahme mehrerer strategisch wichtiger Städte haben die Tuareg-Rebellen am Freitag die Unabhängigkeit des Nordens von Mali ausgerufen. Ihr neuer demokratischer Staat in Westafrika werde Azawad heißen, teilte die Rebellen-Gruppe MNLA mit.

Sie wird unterstützt von Islamisten mit Verbindungen zu Al-Kaida, was international Befürchtungen über einen weiteren unberechenbaren Staates aufkommen ließ. Frankreich erklärte umgehend, eine Unabhängigkeitserklärung, die von den anderen afrikanischen Staaten nicht anerkannt werde, habe für die Regierung in Paris keinerlei Bedeutung. Mali ist eine ehemalige französische Kolonie, die 1960 ihre Unabhängigkeit erlangte.

Die aufständischen Tuareg hatten in den vergangenen Tagen ein riesiges Gebiet im Norden unter ihre Kontrolle gebracht. Dabei waren Waffen und Kämpfer aus Libyen im Einsatz. In der Wüstenzone, die größer als Frankreich ist, liegen auch der alte Handelsposten Timbuktu und Gao, wo jetzt die Unabhängigkeit erklärt wurde.

Die Rebellen hatten von der Unruhe durch einen Putsch in der Hauptstadt Bamako im Süden des Landes profitiert: Dort wollten Offiziere mit einem Staatsstreich gegen Präsident Amadou Toumani Toure am 22. März eigentlich den Kampf gegen die Tuareg vorantreiben, die seit Jahrzehnten nach einem eigenen Staat streben.

Der neue Staat solle im Einklang mit den Grundsätzen der Vereinten Nationen stehen, erklärten die Tuareg-Rebellen. Alle Grenzen mit den Nachbarländern würden anerkannt. Mali hat die drittgrößten Goldlagerstätten in Afrika.

Frankreich hat einen Militäreinsatz gegen den Aufstand der Tuareg ausgeschlossen. Es müsse eine politische Lösung mit den Rebellen geben, sagte Außenminister Alain Juppé vor der Ausrufung der Unabhängigkeit. Die Länder der Region müssten außerdem zusammenarbeiten, um das Vordringen der Al-Kaida in der Region zu bekämpfen.

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