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Nanu?
Warum ist denn auf einmal die Rede von "Anwohnern", "Rassisten" und "Anwohnerbefragung"?
Müsste es bei der ansonsten bis in den letzten Winkel durchgegenderten TAZ nicht eigentlich "AnwohnerInnen" "RassistInnen" und "AnwohnerInnenbefragung" heißen? Oder impliziert der Redakteur damit, dass unangenehme Eigenschaften, wie der hier unterstellte Rassismus, durchweg männliche Eigenschaften sind? Oder gibt es in der Treitschkestrasse nur männliche Anwohner; ergo Antisemiten, Rassisten und geschichtlich desinteressierte Dummbatze?
Wäre die Abstimmung anders ausgegangen, wenn sich mehr Frauen beteiligt hätten?
Mit der Bitte um Aufklärung
Bernd Brückner
ps: Was wäre denn die Alternative zu Treitschke? Sarrazinstraße? :-)
"Nächstes Mal mit besseren Argumenten"
Genau,
die Leute solange mit Propaganda bewerfen und abstimmen lassen bis das Ergebnis passt!
@Paul S
Hallo Paul S,
gut dann hätte ich korrekterweise von faschistischen Beweggründen schreiben müssen.
Auf der Seite der Morgenpost wurde eine Frau gefragt (war die einzige die persönlich zur Wahl erschien). Sie meinte das Sie erst durch die Debatte wusste wer der Kerl ist, das es ihr Schnuppe ist, und das Sie kein Bock auf das Umänderungsheckmeck hat.
Hallo Herr Leuthner,
ich glaube, Ihr Kollege und Sie haben einen falschen Begriff von "niederen Beweggründen". Gewöhnlich versteht man unter "niederen Beweggründen" solche, die nicht auf rationalen Überlegungen, sondern auf Emotionen, Gewohnheiten etc. basieren. Den Anwohnern zu unterstellen, sie hätten aus einer ideologischen Überzeugung heraus gehandelt, heißt gerade, ihnen höhere Beweggründe zu unterstellen.
Gegen die Umbenennung zu stimmen aus reiner Bequemlichkeit - das wäre in diesem Sinne ein niederer Beweggrund.
Ich vermute in der Tat, dass "niedere Beweggründe" in diesem Sinne die Anwohner zu ihrem Votum geführt haben - die Leute leben anscheinend lieber in einer Straße mit einem so schlecht beleumundeten Namen, noch dazu mit einer Stele, die glasklar über die politische Gesinnung von Treitschke informiert, als ein wenig Bürokratieaufwand auf sich zu nehmen.
Allerdings ist auch das nur eine Vermutung, die vllt auf meinem Vorurteil basiert.
Interessanter fände ich, und hier muss ich nicht nur die Berichterstattung der taz kritisieren, anstatt Artikel mit irgendwelchen Allgemeinplätzen, die jeder kennt (dieses Churchillzitat anzuführen wirkt schon wie eine originalitätslose journalistische Verzweiflungstat ehrlich gesagt), hinzutippen, wäre es doch mal spannend, wirkliche journalistische Recherche zu betreiben und wirklich herauszufinden was die Motive der Anwohner waren. Bei so einer kleinen Personengruppe reichten doch schon ein paar wenige Interviews aus, um ein halbwegs repräsentatives Bild zu bekommen.
Interessant wäre so eine Miniaturstudie allemal, weil es denke ich schon sehr viel über die Mentalität unserer Landsleute zur deutschen Vergangenheit aussagen würde. Ich habe in der Tat oft den Eindruck, dass solche Geschichtsdebatten den meisten Leuten tatsächlich mehr oder weniger am A... vorbeigehen. Traurigerweise.
(Unabhängig von ihrer tatsächlichen Motivationslage ist der Titel des anderen taz-Artikels zwar polemisch, aber dennoch zutreffend und pointiert - die Entscheidung impliziert einfach objektiv, dass man für einen Antisemiten ist unter der Prämisse, dass Treitschke tatsächlich einer war und dass Straßennamen eine Ehrung ausdrücken [ws man anzweifeln mag, klar]. Es ist wie gesagt traurig, dass sich die Anwohner darüber anscheinend keine Gedanken gemacht haben.)
Beste Grüße, Paul S.
Schön, das man hier wieder zig niedere Beweggründe aufzählt. Das ist rechthaberisch und arrogant. "Abgefärbt"? Ohne ein Blick in die Wahlkreis/ Wahllokalstatistik der letzten Bundestags / Abg. H. Wahl ist das eine sehr böse, ja verachtende Unterstellung. Da hier keine solche Statistik zitiert wurde, kann man davon ausgehen das es nicht gemacht wurde.
PS: Vielleicht waren die Argumente auch nicht gut genug? Immerhin gibt es auch eine Lutherische Landeskirche. Luther war auch Antisemit. Antisemitismus ist unsere Geschichte. Das sind alles Argumente, die man nicht teilen muss. Aber man ist mit diesen Argumenten sicher kein Antisemit.
PPS: Das sind auch Menschen die da leben. Schon mal gedacht das die sich verletzt fühlen wenn man den Antisemitismus unterstellt?
Zum 75. Jahrestag der DDR-Gründung tritt der einstige SED-Chef Egon Krenz in Berlin auf. Für Russland findet er lobende Worte, für die Ampel nicht.
Treitschkestraße: Nächstes Mal mit besseren Argumenten
Die basisdemokratische Anwohnerbefragung in Steglitz ergibt das falsche Ergebnis. Gelten muss es trotzdem, sonst kann man sich Bürgerbeteiligung ganz sparen
Sind die alle doof in der Treitschkestraße, dass da so viele eine Umbenennung ablehnen? Hat der Straßenname abgefärbt, und alle Anwohner sind Rassisten? Sind die nur zu faul, sich auf eine neue Adresse und den Bürokratieaufwand einzulassen? Oder haben die durchaus nachgedacht und folgen der CDU-Argumentation, der Straßenname müsse aus seiner Zeit heraus gesehen werden?
Antworten auf diese Fragen liegen nicht vor. Bei der Anwohnerabstimmung über die Treitschkestraße in Steglitz gab es keinen Begleitzettel, auf dem Gründe anzukreuzen waren. Das ist auch gut so. In einer Demokratie muss man zum Wählen 18 Jahre alt und mündig sein, nicht aber in irgendeiner Form qualifiziert – bei einer Bundestagswahl darf auch jeder ungestraft die NPD wählen. „Die Demokratie ist eine schlechte Staatsform, aber ich kenne keine bessere“, soll Winston Churchill mal gesagt haben.
Aus Jux angekreuzt
Egal ob Churchill das gesagt hat oder nicht: Der Satz stimmt. Man kann sich noch so ärgern, dass man selbst seine Wahlentscheidung nach ausführlicher Information getroffen, der Nachbar hingegen aus Jux blind eine Partei angekreuzt hat. Was wäre die Alternative? Wissens- und Gewissenstest vor Aushändigen des Wahlscheins – auf dass diejenigen ohne Zugang zu Bildung nicht mitstimmen dürfen?
Von dem berühmten Fotografen und Kriegsreporter Robert Capa, um noch mal jemanden zu zitieren, stammt der Satz: Ist dein Bild nicht gut genug, warst du nicht nah genug dran. Für die politische Auseinandersetzung gilt Ähnliches: Kannst du dich nicht durchsetzen, waren deine Argumente nicht überzeugend genug.
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Kommentar von
Stefan Alberti
Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
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Stefan Alberti