: Travel light, J. J. Cale
Ein ganz Großer ist von uns gegangen: am Freitagabend starb der Sänger, Songwriter und Gitarrist J. J. Cale in San Diego 74-jährig an einem Herzinfarkt. Und ein ganz Großer war er, weil er sich nie dazu gemacht hat, weil er bescheiden, zurückgezogen, lässig – wie seine Musik – geblieben ist, obwohl ihn die Meister seines Fachs für den Größten hielten.
Für Neil Young war er neben Jimi Hendrix der beste E-Gitarrist, „den ich je gehört habe“, und Eric Clapton antwortete auf die Frage, welche lebende Person er am meisten bewundere: „J. J. Cale“. Diese Bewunderung rührte nicht nur daher, dass Clapton ihm große Hits wie „After Midnight oder „Cocaine“ verdankte und Neil Young die unnachahmliche Art schätzte, in der Cale auf seiner Gitarre Blues, Country und Rock verschmolz. Es lag einfach daran, dass er ein wunderbar sympathischer Typ war.
In einem Interview erzählte er, dass er 1970 weder eine Wohnung noch einen Plattenvertrag hatte und im Wohnmobil unterwegs war, als er zufällig die Plattenfirma anrief, die 1966 „After Midnight“ herausgebracht hatte. Er habe erfahren, dass dort eine Menge Geld angekommen sei, nachdem Eric Clapton das Lied zum Welthit gemacht hatte. Er holte es bar ab, verstaute es im Wohnmobil und fuhr mit dem Entschluss weiter, doch noch ein paar Stücke zu schreiben. Davon haben nicht nur begeisterte Hörer profitiert, sondern auch viele Musiker, die seine Stücke coverten, wie „Call Me The Breeze“ (krachend von Lynyrd Skynyrd) oder „Same Old Blues“ (kongenial von Captain Beefheart).
Cale war insofern auch ein „musician’s musician“ (er inspirierte u. a. den Sound der „Dire Straits), blieb aber mit seiner flüsternden Stimme und den ebenso einfachen wie komplex arrangierten Kompositionen ein stets unerreichbares Original.
Etwas aus seinem Gesamtwerk herauszuheben fällt schwer – für Banausen klang er eh langweilig und immer gleich, und Aficionados konnten in jedem seiner Stücke Feinheiten hören, die eben nur J. J. so hinbekam. Am meisten gehört habe ich sein „Troubadour-Album“ und darauf den wunderbaren Song mit der Zeile: „We can go into paradise“. Nichts weniger wünsche ich J. J. Cale auf seiner letzten Reise: „Travelin’ light“. MATHIAS BRÖCKERS