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Traum vom freien Vaterland

 ■ V O R L A U F

(19 Uhr, 1 Plus) Eine der teuersten historischen Dokumentarreihen, an der sich der NDR beteiligte, ist Der Traum vom freien Vaterland - Polen im 20. Jahrhundert. Drei Millionen Dollar kostete sie, und die Herstellung wurde nur möglich durch eine internationale Koproduktion: Mit dabei waren Channel Four (London) und WNET (New York). Die Idee zur der Reihe hatte Martin Smith, ein englischer Produzent historischer Dokumentationen. Zu den Vorbereitungen des Polen-Projekts gehörte vor allem die Sichtung des Filmarchivs der einstigen polnischen Exilregierung in London.

Mehrere Monate saßen Mitarbeiter des englischen Teams in dem großen Londoner Keller und katalogisierten; bislang im Fernsehen nie gezeigtes Material konnte auf diese Weise gewonnen werden. Zur Vorbereitung gehörte auch ein dreiwöchiges Seminar für alle Mitarbeiter; 29 Geschichts und Polenexperten referierten. „Denn“, so Martin Smith, „wir wußten, daß wir uns mit umstrittenen Themen befassen würden und waren uns unserer Verantwortung gegenüber der Geschichte bewußt.“ Ein solches Trainingsseminar für Geschichtsserien geht weit über das hinaus, was im westdeutschen Fernsehen üblich ist.

Vier Jahre wurde produziert, in 17 Ländern gedreht. Über 50 Stunden Interviews wurden für die neun Folgen der Serie aufgenommen. Sie umfaßt die Jahre von 1900 bis 1980.

Für Martin Smith war die Arbeit eine persönliche Forschungsreise. „Ich wußte, daß ich mich auf die Hauptprobleme des 20. Jahrhunderts einlasse - Faschismus, Kommunismus, Totalitarismus. All dies schäumt in der Geschichte Polens über wie sonst nirgends. Dort spielten außerdem Patriotismus, Verstädterung und Religiosität eine besondere Rolle. Polen spiegelt die ganze Geschichte unseres Jahrhunderts wider.“ Der erste Film der Serie unter dem Titel Endlich wieder ein Staat schildert die Jahre, die zur Neugründung des Staates nach dem Ersten Weltkrieg führten. Wie für alle nachfolgenden Zeitabschnitte wurden auch für diesen noch Zeitzeugen gefunden.

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