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Archiv-Artikel

Traum vom Ruhm

Von WAHN

Geld allein macht nicht glücklich. Diese Erkenntnis gewann der Millionär Klaus Barski schon vor langer Zeit. Nachdem der Arbeitersohn aus Bremen in den späten Sechziger- und Siebzigerjahren in Frankfurt am Main mit Immobilienspekulationen ein Millionenvermögen gemacht hatte, ging er mit 33 Jahren als Aussteiger nach Ibiza und später ins sonnige Florida. Dort entdeckte er seine Leidenschaft fürs Schreiben. Vor gut einem Jahr zog der Sechzigjährige zusammen mit seiner amerikanischen Ehefrau zurück nach Deutschland. Nach Königstein im Taunus, wo die Kaufkraft mit jährlich über 30.000 Euro pro Kopf 230 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt.

Nach der Devise „Nicht kleckern, sondern klotzen“ will Barski ganz hoch hinaus. „Ich will die deutschen Bestsellerlisten stürmen!“ Dabei setzt er auf Selbstvermarktung. Denn mit Werbung kennt er sich aus. Dank seiner großen Klappe war er in den Sechzigerjahren Werbechef bei Singer-Nähmaschinen und hatte später seine eigene Werbeagentur. Auffallen ist alles – bei den Promotiontouren für seine Bücher sind stets sein Rolls-Royce Cabriolet Corniche, Baujahr 1968, und sein Glücksbringer dabei, ein goldener Trinkbecher, den er sich von einem Goldschmied in Ibiza fertigen ließ. Darauf sind drei Dukaten mit den Köpfen des deutschen Kaisers, des österreichischen Kaisers und des Papstes abgebildet. Sieht Barski den Papst doppelt, weiß er, dass er genug getankt hat.

Besonders gern verteilt Barski bei seinen „Anti-Buchmessen“ echte und falsche Dollarnoten. Das bringt ihm zumindest Schlagzeilen in der Bild-Zeitung. „Millionär schmeißt Geld vom Dach“ oder: „Echt größenwahnsinnig: Klaus Barski“.

Barskis erstes Buch, „Der Frankfurter Spekulant“, erschien 1999. Beim Berliner Karin Kramer Verlag, der zuvor unter dem Label „Underground Press“ sozialrevolutionäre Schriften und Texte zur internationalen Arbeiter- und Rätebewegung veröffentlichte. Es ist die Geschichte von Adolf „Adi“ Bartels, der wie Barski ein Vermögen mit Immobilienspekulationen gemacht hat. Mit Bankkrediten kauft er „in der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten für Deutschlands Habenichtse“ alte Wohnhäuser, die er, aufgeteilt in Eigentumswohnungen, mit riesigem Profit verscherbelt. Widerspenstige Mieter werden notfalls mit Gewalt hinausgeworfen. Die Figuren sind großkotzig, geldgierig, skrupellos, prollig und brutal. „Durchaus glaubwürdig“, wie die Frankfurter Rundschau dem Autor attestiert. „In Teilen hat Barski einen Schlüsselroman zur Szene der halbseidenen Frankfurter Immobilien-Zocker vergangener Tage abgeliefert.“

Ein Jahr später erschien beim österreichischen Libro Verlag „Der Loser“. Und wieder dient Barski als Vorbild für die Hauptfigur: Es geht um einen Verlierer, der sich immer wieder berappelt.

Vor zwei Jahren folgte bei der Hamburger Edition Nautilus das Buch „Der deutsche Konsul“. Es ist die Geschichte von Klaus Ritter, seiner Kneipenpleite, dubiosen Altkleiderschiebereien, der sich als Stullenschmierer durchschlägt, schwangeren Frauen Vakuumhauben andreht, die den prallen Bauch entlasten und für kluge Kinder sorgen sollen, der in Florida einen Fischereihafen erwirbt und das Parkett der Diplomatie entdeckt. Doch sein größter Wunsch, deutscher Generalkonsul zu werden, erfüllt sich nicht. Auch hier stimmt wieder die Hälfte mit Barskis Leben überein.

Sein letztes Buch erschien Anfang dieses Jahres beim dem Trierer Verlag éditions trèves unter dem Titel „Exil Ibiza“. Barski beschreibt darin die Jet-Set-Sommerinsel als „Sanatorium, Hafturlaub und Versteck“ von Menschen mit „wilden Lebensrucksäckchen“: Kleinkriminelle, Drogenhändler, Betrüger, Diebe, Nazis, Show-Stars, Mörder, Heiratsschwindler, Hochstapler, Terroristen. Und eben Typen wie er. WAHN