Transrapid : Größenwahn auf Stelzen
Immer wieder versucht die Politik, mit blinder Technikgläubigkeit auf Wählerfang zu gehen. Das war so bei Eberhard Diepgen, dem Berliner CDU-Bürgermeister, der in den 90er Jahren ohne Rücksicht auf die Wirtschaftlichkeit für eine Transrapid-Verbindung nach Hamburg stritt. Das ist so bei fast allen politischen Lagern vom Christdemokraten Christian Wulff bis zur Hamburger SPD, wenn sie für eine Trasse Richtung Niederlande eintreten.
Kommentarvon Kai Schöneberg
Wirklich durchgerechnet haben möchte den Größenwahn auf Stelzen allerdings niemand. Dann käme nämlich heraus, dass die Milliardeninvestition nicht zu vermitteln wäre, weil dafür andere Projekte in den Verkehrsetats gestrichen werden müssten. Der Bund kürzt Zuweisungen für den Regionalverkehr. Niemand könnte es verstehen, wenn zusätzlich Unsummen Richtung Transrapid geschaufelt werden müssten.
Was soll das Ding überhaupt im bevölkerungsarmen Norden? Trotz schneller Beschleunigung braucht der Zug made in Germany weite Entfernungen zwischen Ballungszentren, um sich auch nur annähernd zu rentieren. Vom Umweltaspekt ganz zu schweigen: In München kämpfen derzeit von Lärm bedrohte Anwohner gegen die geplante Stummeltrasse Richtung Flughafen. Bleibt zu hoffen, dass die Niederländer dem Eurorapid endlich das Licht ausblasen.