: Tragödie in Marzahner Wohnung
Ungeklärter Tod einer vierköpfigen Familie – darunter die 53-jährige arbeitslose Mutter und deren zwei schwerbehinderte erwachsenen Kinder. Ermittler finden Abschiedsbrief
Bei einem Familiendrama in Marzahn sind gestern vier Menschen ums Leben gekommen. Bei den Opfern handelt es sich um eine 53 Jahre alte Frau und ihre zwei schwerbehinderten erwachsenen Kinder. Der Sohn war 34 Jahre alt, die Tochter 22. Bei dem vierten Toten handelt es sich vermutlich um den Lebensgefährten der Frau. Beide sollen arbeitslos gewesen sein.
Die Leichen wurden gestern Vormittag gegen 11 Uhr entdeckt. Die Mordkommission ermittelt. Über den mutmaßlichen Todesumstände schwiegen sich die Ermittler bis Redaktionsschluss aus. Die Obduktion sollte noch am Montag beginnen. Mit Ergebnissen sei nicht vor Dienstag zu rechnen. Alter und Identität des vierten Opfers waren noch nicht geklärt.
Die Ermittler fanden am Nachmittag in der Wohnung einen Abschiedsbrief. „Wer ihn geschrieben hat, steht noch nicht fest“, sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski. Auch zum Inhalt des Schreibens könne noch nichts mitgeteilt werden.
Die vier Opfer wohnten gemeinsam in der Vier-Zimmer-Wohnung. Nach Polizeiangaben sollten die beiden geistig und körperlich Behinderten am Morgen zu einem Physiotherapietermin abgeholt werden. Als auf das Klingeln keine Reaktion erfolgt war, hatte der Betreuer die Feuerwehr gerufen. Nach Angaben eines Nachbarn arbeiteten die Tochter und der Sohn normalerweise in einer Behindertenwerkstatt. Jeden Morgen um kurz nach 7 Uhr seien sie von einem Pflegedienst abgeholt und gegen 14 Uhr nach Hause zurückgebracht worden. Der leibliche Vater lebte von der Frau und den Kindern getrennt, hieß es weiter.
Die Wohnung der Familie befindet sich im dritten Stock eines sechsgeschossigen Plattenbaus. In den Fenstern brannte gestern Nachmittag noch die Weihnachtsbeleuchtung. Die Gegend wirkt gepflegt. Geschockte Nachbarn schilderten die Familie Sch. als unauffällige, freundliche Leute. Die Frau wird als Mutter „mit guten Nerven“ beschrieben. In Marzahn habe sie seit einigen Jahren gelebt.
Ein Sprecher der Feuerwehr teilte mit, dass die Wohnungstür aufgebrochen werden musste. Den Rettern habe sich „ein grausiges Bild“ geboten. Äußerlich sei aber nicht zu erkennen gewesen, wodurch die Familie zu Tode gekommen sei.
Zwei Polizisten sicherten gestern den ganzen Tag den Eingang zu dem Haus ab. Ein Milieuverbrechen oder ein fremder Täter gelten als unwahrscheinlich. Die Menschen in der Nachbarschaft rangen spürbar um Fassung: „Das ist eigentlich eine ruhige, nette Gegend. Die Leute kennen sich und helfen einander.“
DPA,DDP, TAZ