Toyota mit neuer Spitze: Zurück zu den Wurzeln

Der neue Chef des Autokonzerns, Akio Toyoda, stammt aus der Gründerfamilie. Mit seiner Berufung setzt das Unternehmen auf Tradition, Moral und alte Werte.

Akio Toyoda, der neue Chef des Toyota-Konzerns tritt kein leichtes Erbe an. Bild: dpa

Als Folge der weltweiten Umsatzeinbrüche schickt BMW 26.000 Mitarbeiter in die Kurzarbeit. Betroffen sind die Standorte Dingolfing, Regensburg, Landshut und Berlin, teilte der Autokonzern am Dienstag in München mit. Für seine Finanztochter BMW Financial Services prüft das Unternehmen außerdem einen Antrag auf staatliche Garantien über den Bankenrettungsfonds SoFFin.

Noch in der vergangenen Woche hatte ein BMW-Sprecher gesagt, Kurzarbeit sei für den Konzern kein Thema. Die nun von Unternehmensspitze und Betriebsrat vereinbarte Maßnahme soll für zwei Monate gelten. Im Februar und März sollen die Beschäftigten an ausgewählten Tagen kurzarbeiten. Damit solle erreicht werden, dass in der schwierigen Lage der internationalen Automärkte die Kosten gesenkt und die Arbeitsplätze gesichert werden können.

Am stärksten betroffen ist der Standort Dingolfing, wo insgesamt 15.000 Beschäftigte in Kurzarbeit geschickt werden. In Regensburg sind es 8.000, in Landshut 2.700 und in Berlin 190 Mitarbeiter aus dem Bereich der Bremsscheibenfertigung für Autos. Die Motorradproduktion in Berlin sei nicht betroffen. In München und Leipzig sei keine Kurzarbeit vorgesehen. Alle betroffenen BMW-Arbeiter sollten inklusive Kurzarbeitergeld weiter mindestens 93 Prozent ihres Nettoeinkommens erhalten. Falls Gehalt und Kurzarbeitergeld dieses Niveau zusammen unterschreiten, werde das Unternehmen den Differenzbetrag ausgleichen.

Wie ein BMW-Sprecher sagte, prüft der Konzern "gemeinsam mit anderen deutschen Autoherstellern" die Inanspruchnahme staatlicher Garantien für Anleihen seiner Finanztochter. Mit den Garantien wolle BMW Anleihen absichern, mit denen er sich Geld zur Finanzierung von Autokrediten besorge. Der Vorgang laufe seit mehreren Wochen. Das Vorgehen der Autokonzerne werde durch den Verband der Automobilindustrie koordiniert.

Toyota bekommt nach 14 Jahren Pause wieder einen Chefpiloten aus den Reihen der Gründerfamilie. Akio Toyoda setzt sich im Juni ans Steuer des weltgrößten Autokonzerns. Der 52-Jährige ist ein Enkel von Kiichiro Toyoda, der 1936 das erste Toyota-Auto baute. Mitten in der größten Branchenflaute seit dem Krieg signalisiert der japanische Konzern damit eine Rückkehr zu den Wurzeln. Der Wechsel an der Spitze soll die Moral der Mitarbeiter stärken und ihre Sensibilität für die Krise erhöhen.

Der neue Firmenlenker steht vor einer Herausforderung, die Toyota bisher nicht kannte: Rückgang. Im Finanzjahr 2009, das bis März läuft, wird die Firma den ersten Betriebsverlust seit 71 Jahren einfahren. 2008 brachte den ersten Absatzeinbruch in zehn Jahren: Mit 8,972 Millionen wurden 4 Prozent weniger Fahrzeuge verkauf als 2007. In diesem Jahr wird die Verkaufszahl noch deutlich tiefer liegen: 2009 soll der US-Automarkt, Toyotas wichtigstes Absatzgebiet, weiter schrumpfen - nach neuen Schätzungen um bis zu 25 Prozent.

Toyota kürzt daher massiv seine Produktion: Neue Fabrikbauten werden verschoben. Nacht- und Wochenendschichten sind in vielen Fabriken gestrichen. Alle japanischen Fließbänder werden im Februar und März für elf Tage gestoppt. Für die Zwangspausen sollen die Arbeiter Urlaub nehmen und niedrigere Löhne akzeptieren. Die 2.200 Manager verzichteten auf ihren Verdienstbonus und wurden aufgefordert, sich bis Ende März einen neuen Toyota zu kaufen - "freiwillig".

Der neue Chef, der gut und gerne Englisch spricht, blickt weit in die Zukunft. Seine Firma müsse bereits heute die Autos entwickeln, die man in 25 Jahren fahren werde. "Sie werden sich sehr von den heutigen Fahrzeugen unterscheiden", sagt er. In klassischem Toyota-Denken sieht er seinen Konzern als Dienstleister und sich selbst als "Küchenchef", so Toyoda: "Ich muss die Zutaten unserer Fahrzeuge kennen. Wenn mir das Auto selbst gut schmeckt, werde ich es dem Kunden anbieten." Anders als sein Vorgänger Katsuaki Watanabe versteht sich der gelernte Jurist weniger als Kostendrücker: "Wenn Toyota auf Dauer eine dominante Macht sein will, dürfen wir nicht nur auf unsere Bilanz starren."

Toyoda will den Spagat zwischen dem Spaß am Autofahren und den ökologischen Grenzen der Mobilität wagen. In diesem Jahr bringt Toyota in Europa seinen Stadtflitzer und Smart-Konkurrenten iQ an den Start. Außerdem baut der Konzern seine Flotte an Ökomodellen mit drei neuen Hybridfahrzeugen aus. Der Vorzeige-Hybrid Prius kommt in der dritten Generation mit Solardach und soll trotz stärkeren Motors weniger als vier Liter verbrauchen. Aber außer bei Klein- und Ökowagen schlägt Toyodas Herz auch beim Motorsport höher. 2007 raste er mit einem Lexus IS 300 mit 240 km/h beim 24-Stunden-Rennen über den Nürburgring. Ein offener Luxus-Sportwagen mit einem Fünf-Liter-V10-Motor gilt als sein Baby. Das Lexus-Coupé könnte 2011 auf den Markt kommen. Für Käufer mit Ökogewissen soll es den Kraftprotz in einer Hybrid-Version geben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.