■ Tour de France: Vive la France
Endlich ist's vollbracht. Die Grande Nation kann aufatmen. Bei der zehnten Etappe passierte, was französische Fernsehreporter in die Nähe eines Herzanfalls zu bringen scheint. Dabei hatte Jacky Durand, zwei Tage vor dem Nationalfeiertag, nur eine Etappe gewonnen. Allerdings eine besondere. Es war die erste für die Gastgeber, die seit Jahren hinterherfahren. Der Glückliche blieb cool: „Dieses Trikot ist mir grad so lieb wie das meiner Mannschaft „Castorama.“ Nichts Besonderes also? Im Begleittroß jedenfalls sind die Gastgeber spitze: Keine andere Nation hat soviel ehemalige Toursieger zu bieten. Laurent Fignon arbeitet für den Rundfunk, Bernard Hinault seit Jahren in der Organisationsspitze der Tour, Bernard Thevenet interviewt für den Fernseh-„Velo-Club“, und Roger Pingeon ist Fahrer für einen Kollegen vom Schweizer Regionalfernsehen. Aber: „Seit Fignon haben wir keinen Leader mehr“, sagt Cyrille Guimard, der sportliche Leiter. Durands Etappensieg war nur ein kleines Trostpflaster – „zur Ehre der Nation“ (L'equipe). Ein Miguel Induráin (Spanien) ist im Mutterland der Tour nicht in Sicht. Erfolglosigkeit macht nicht reich. Jeder Fahrer der französischen Mannschaft „Chazal“ erhielt im Vorjahr für drei Wochen Abstrampeln einen Zuschlag von 1.600 Mark. Die „Banesto“-Fahrer Induráins saßen mit je fast 100.000 Mark ganz anders im Sattel.
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