Toter Fisch vom Fass: Heringskampf bei Störtebeker-Ritual
■ Drängeln, stoßen und schubsen wie beim Sommerschlussverkauf
Verden – Einen „Kampf um Brot und Heringe“ lieferten sich geschichtsbewusste Fischliebhaber gestern in Verden. „Die drängeln, schubsen und stoßen wie beim Sommerschlussverkauf“, berichtete ein Augenzeuge. Anlass war die traditionelle Störtebeker-Spende, bei der alljährlich auf dem Marktplatz die Köstlichkeiten an die Bevölkerung verteilt werden. Als Spender und „Nachlassverwalter“ des legendären Seeräubers fungierten dieses Mal Niedersachsens Innenminister Heiner Bartling, die Bremer Umweltsenatorin Christine Wischer und die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, Edith Niehuis (alle SPD).
Mehrere hundert Menschen hatten sich bei herrlichem Frühlingswetter zu dieser historischen Aktion versammelt. Die Veranstaltung geht auf ein Vermächtnis Störtebekers aus dem Jahr 1401 zurück. Der Pirat soll es kurz vor seiner Hinrichtung in Hamburg den Verdenern hinterlassen haben. Er hatte mit seinen Spießgesellen vor über 600 Jahren die Nord- und Ostsee unsicher gemacht und zeitweise den bedeutenden Heringshandel kontrolliert. Für die Verteilung von Heringen und Broten hatte der Seeräuber auch den Empfängerkreis bestimmt: die Armen der Stadt, Geistliche und städtische Beamte.
Seitdem findet das Fest immer drei Wochen statt.
dpa
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