: Tote Palästinenser am „heiligen Datum“
■ Von Frieden in Nahost gestern keine Spur
Gaza/Tel Aviv (taz) – Statt mit dem Truppenabzug zu beginnen, eröffneten israelische Militärs gestern im Gaza-Streifen das Feuer. Zwei junge Palästinenser wurden erschossen. Ein weiterer verbrannte, als er versuchte, mit einem geklauten und mit Sprengstoff vollgestopften Krankenwagen eine Militärpatrouille zu rammen. Einen Tag nachdem der israelische Regierungschef Rabin dem PLO- Vorsitzenden Arafat brüsk erklärt hatte, der Abzug der israelischen Truppen würde sich auf unbestimmte Zeit verschieben, war gestern in den von Israel besetzten Gebieten von einem bevorstehenden Frieden nichts zu spüren. In dem von Arafat als „Hauptstadt“ auserkorenen Städtchen Jericho wurde gestreikt.
Die meisten PalästinenserInnen nahmen die Erklärung Rabins jedoch gelassener auf als die zu Hunderten angereisten JournalistInnen. Die Verzögerung bestätigte sie nur in ihrer Gewißheit werdenden Ansicht, daß das Abkommen der PLO- Führung mit Israel keinen Frieden bringen wird. Rabin tat gestern alles, um entsprechende Sorgen zu verstärken. Hatte er noch am Vorabend erklärt, er werde sich in zehn Tagen wieder mit Arafat treffen, sagte er gestern in Jerusalem: „Wer glaubt, daß in den kommenden zehn Tagen ein Abkommen mit der PLO geschlossen wird, weiß nicht, was er sagt.“ Möglicherweise werde eine Grundsatzerklärung vereinbart, für die Umsetzung des „Gaza-Jericho-Abkommens“ seien die Differenzen aber zu groß.
Umstritten ist noch, wer die Grenzübergänge nach Jordanien und Ägypten kontrollieren darf, wie groß das teilautonome Gebiet um Jericho definiert wird und wo im Gaza-Streifen wieviel israelische Soldaten stationiert werden. Die israelische Regierung bestreitet den palästinensischen Autonomiebehörden alle Rechte, die auch nur den Anschein eines palästinensischen Staates erwecken könnten. Arafat will jedoch genau dies erreichen. Seite 8
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