Sarah Wiener Die Zutat
: Total blau, süß und wild

Foto: Sarah Wiener GmbH

Als ich klein war, gab es kaum etwas Schöneres, als im Wald auf einmal Essbares in Bodennähe zu finden, das auch noch süß war und oft in Massen vorkam. Die Rede ist von Moosbeeren, Waldbeeren oder, weniger schön, Zeckbeeren, die den meisten von uns als Heidel- oder Blaubeeren bekannt sind. Bei mir landeten regelmäßig mehr Beeren im Mund als im Korb, und am Ende waren nicht nur Zähne, Gesicht und Hände blau, sondern auch mein weißes Leiberl.

Heute bekommt man die Heidelbeere fast das ganze Jahr über im Supermarkt, meist aus Portugal, Polen und im Winter dann oft aus Chile. Dabei handelt es sich so gut wie immer um die größere, lagerfähigere amerikanische Blaubeere, die die Zähne nicht so schön blau färbt und auch nicht ganz so gesund wie die wilde Waldbeere meiner Kindheit ist.

Denn gerade die blaue Farbe ist (wie bei jedem bunten Gemüse) besonders gesund, die Beeren haben unter anderem viel Chrom, Mangan, Vitamin C und E. Sie helfen bei der Zell­reparatur, im getrockneten Zustand bei Durchfall und sollen frisch gut gegen Krampfadern sein und Magenschmerzen lindern.

Wunderbar, wenn Medizin nicht nur appetitlich aussieht, sondern auch süß schmeckt. Ich finde: Blaubeeren gehen immer! Roh mit Quark oder Mascarponecreme, im Müsli oder Porridge. Als Topping für Sandkuchen, Quarktaschen und Käsekuchen – oder gar als Hauptakteur in einer blauen Suppe mit Grießknödelchen, als Marmelade und Gelee.

Meine Begehrlichkeit Nummer eins ist allerdings ganz klar: der Heidelbeerstrudel. Dazu nehme ich viele gewaschene wilde Heidelbeeren, etwas Zitronensaft, etwas Zucker, reichlich zerstoßene Walnüsse und in Butter angeröstete süße Brösel, um den Saft im Teig zu binden. Um dieser Füllung etwas Stabilität zu verleihen, reibe ich noch einen pektinhaltigen Apfel fein und vermische alles. Etwas Kardamom oder Zimt passen auch, müssen aber nicht sein.

Die Köchin Sarah Wiener stellt hier jeden Monat eine ihrer Lieblingszutaten vor. Heute: die Blaubeere.

Dann ziehe ich einen Strudelteig über ein Tuch sehr, sehr dünn aus (meint: ausrollen ohne Nudelholz, wie Pizzateig), spritze zerlassene Butter auf den Teig, verteile meine Füllung und rolle den Strudel locker ein. Der Strudel wird dann – meist der schwierigste Part – aus dem Tuch auf ein Blech oder in eine Form transferiert, dort mit Milch eingepinselt und kommt ins heiße Rohr, bei 190 Grad eine gute halbe Stunde. Hernach wird der Strudel leicht mit Puderzucker bestreut und kalt oder warm serviert.

Besonders gut, und das ist die Krönung, passt frisch geschlagene Sahne dazu. Der Allianz zwischen dem fast schwarzen Strudel­inhalt und der leichten sahnigen Weiße hab ich noch nie widerstehen können. Können Sie’s?