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Tot oder lebendig in die KP Chinas

■ Immer noch Kriegszustand in Peking / In feierlichen Zeremonien werden lebende und tote Soldaten in die Partei aufgenommen

Peking (afp/ap) - Einen Monat nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens gibt es noch immer keine Anzeichen für eine Aufhebung des am 20. Mai über Peking verhängten Kriegszustands und den Abzug der Armee aus der Stadt.

Am Wochenende patrouillierten wieder Hunderte von Soldaten, die mit Sturmgewehren bewaffnet waren, im Pekinger Zentrum. Der Tiananmen-Platz ist noch für die Öffentlichkeit gesperrt. Der starke Mann des Landes, Deng Xiaoping, verlieh am Sonntag zehn während der Armeeaktion getöteten Soldaten nachträglich die höchste militärische Auszeichnung der Volksrepublik, berichtete das chinesische Fernsehen. In seiner Funktion als Vorsitzender der Zentralen Militärkommission würdigte er die Verdienste der Toten mit der Medaille des Ehrenbataillons und nahm sie posthum in die Kommunistische Partei auf. Ante mortem waren am Freitag Soldaten als Neu-Parteimitglieder eingeschworen worden (siehe Foto).

Während die Angriffe auf den abgesetzten Parteichef Zhao Ziyang kein Ende nehmen, befinden sich sein Berater Yan Jiaqi und der Studentenführer Wuher Kaixi seit Sonntag in der Obhut der US-Botschaft in Paris. Dort sollen ihre Pässe für die Weiterreise in die USA ausgestallt werden.

Am Samstag waren Augenzeugenberichten zufolge rund 30 bewaffnete chinesische Soldaten vor der US-Botschaft in Peking in Stellung gegangen, wo sich das Ehepaar Fang Lizhi aufhält. Die Hälfte der Soldaten sei allerdings wieder abgezogen worden.

Die Tageszeitung 'China Daily‘ meldete am Wochenende, die chinesische Führung werde in Zukunft Studenten, die an ausländischen Universitäten studieren wollen, vor allem nach ihrer politischen Einstellung und weniger nach ihren Fähigkeiten auswählen. China schicke jährlich rund 8.000 Studenten zum Studium ins Ausland. Insbesondere sollten Studenten der angewandten Wissenschaften und des Managements ins Ausland gehen, jedoch vermehrt auch Gesellschafts- und Geisteswissenschaftler.

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