Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt:
Sie mögen sich fragen: Gibt es in Berlin derzeit kein anderes Thema als hier in der Bewegungsübersicht immerzu über Gentrifizierung zu sprechen? Klar, dieses Andere gibt es sozusagen an fast jeder Straßenecke. Doch was passiert mit diesen Ecken wenn sie nicht mehr bewohnbar sind? Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum versinnbildlicht eine krasse Kapitallogik, die Personen prekarisiert, strukturelle Ausgrenzung verstetigt, oft nach rassistischen oder klassistischen Merkmalen funktioniert und gewachsene Kieze verschwinden lässt.
Natürlich können Proteste für eine diverse Stadt immer wieder auch Erfolge feiern, wie zuletzt die Verhinderung eines weiteren Hostelkomplexes in Kreuzberg an der Skalitzer Straße. Allerdings haben diese teils einen hohen Preis. Engagierte und Initiativen haben oft kostspielige Klagen und Anzeigen zu tragen. Damit einige aktiv bleiben können, organisiert die Nachbarschaftsinitiative Bizim Kiez am Freitag eine Gala der Solidarität mit Musik, Theater, Essen und Infoständen im Festsaal Kreuzberg. Eintrittsspenden werden der Initiative für Anwalts- und Gerichtskosten zu Gute kommen (1. 3., Am Flutgraben 2, 19.30 Uhr, erwünschte Eintrittsspende: 7 €).
Darüber hinaus sind sich viele Initiativen und Projekte einig: Um einer Stadt der Reichen entgegenzuwirken, braucht es eine Interkiezionale Solidarität. Wie eingangs beschrieben betreffen Kündigungen, Zwangsräumungen und Verdrängung nicht ein paar wenige, sondern viele – kaum jemand kann sich in wohnungspolitischer Sicherheit wägen. Aus diesem Grund finden am Samstag unterschiedliche Demonstrationen statt, um die Zusammenhänge von Wohnknappheit, Schließung linker Freiräume und Verdrängung sichtbar zu machen. Zum Mittag wird eine Demo bei den Jugendzentren Potse&Drugstore in Schöneberg starten und zum besetzten Haus in der Großbeerenstraße gehen (2. 3., Potsdamer Str./Pallasstraße, 13 Uhr). Am Nachmittag finden entsprechende Demonstrationen in Neukölln, Friedrichshain und Kreuzberg statt: Zunächst eine Demonstration der Kiezkneipe Syndikat und von Friedel54 (2. 3, Herrfurthplatz, 15 Uhr); dann ein Kiezspaziergang der Hausprojekte Liebig34, R94 und rigaer78 (2. 3., Liebig Str./Rigaer Str., 15. 30 Uhr); und fast zeitgleich ein Kiezspaziergang der Kollektivkneipe Meuterei in Kreuzberg (2. 3., Reichenberger Straße 58, 16 Uhr). Abschließend findet am frühen Abend eine Kundgebung mit Essen und Konzerten statt (2. 3., Lausitzer Platz 17 Uhr). Weitere Termine auch zu nicht wohnungspolitischen Themen finden sich unterwww.taz.de/bewegung.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen